Full text: Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit

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Mittel-Europa. 
in der schönsten Blüte, es lebten die 3 größten deutschen und die 3 größten 
italischen Maler, nämlich der Holländer Schoreel, der Nlirnberger Dürer und 
der BaSler Holbein; Rafael zu Rom, Michel Angelo zu Florenz und Leonardo 
da Vinci zu Mailand. Schoreel (1455 — 1562) ist am wenigsten bekannt; man 
weiß nur seinen Vornamen Haus. Gebürtig war er aus dem holländischen 
bei Alkmaar liegenden Dorfe Schoreel. Sein überaus schönes Gemälde, die 
sterbende Maria, ist in Boisseröes Sammlung zu München. — Der Winkel, 
welchen der Rhein bildet, indem er bei Basel um das unmuthige frucht- und 
weinreiche Vorland des Schwarzwaldes biegt, heißt der Allemannenwinkel. In 
der dortigen schweizerisch-schwäbischen (ober Allemaunischen) Mundart hat I. P. 
Hebel, geb. 1750 zu Klein-Hüningen unweit Basel, gar schön und sinnreich ge¬ 
dichtet. — Auf der andern Seite von Basel liegt das denkwürdige Schlacht¬ 
feld von St. Jakob an der Birs. 
Im 15. Jahrh, ging es unter den zahlreichen Ständen des Reichs höchst 
verwirrt und kriegerisch zu. So haderte auch der Adel am Oberrhein, besonders 
der vorderöstreichischc, mit den Bürgerschaften, unter andern mit Basel, das da¬ 
mals noch Reichsstadt, aber mit den eidgenössischen Ortschaften Solothurn und 
Bern im Bündnisse war und sein bekanntes Concil samt dem Gegenpapst Felix 
zu schützen hatte. Zugleich war unter den Eidgenossen selbst eine arge Fehde ent¬ 
brannt. Zürich, mit Schwyz verfeindet, war abtrünnig geworden, waS die 
ganze Eidgenossenschaft erbitterte, und warf sich, im Felde überwältigt, dem 
Kaiser Friedrich in die Arme. Dieser, ein gar schwacher Beistand, wußte für 
die bedrängten und belagerten Züricher nichts Besseres zu thun, als daß er Frank¬ 
reich anrief. DaS kam dem wälschen, schon vom römischen Papste Eugen gegen 
die Basler aufgeforderten, Könige sehr erwünscht, denn er wußte eben mir seinen 
Söldnerschaareu (den Armagnaks) nicht wohin, und hoffte bei dieser Gelegenheit 
außer der Demüthigung des Bauer- und Bürgervolks sich auch im Elsaß einzu¬ 
nisten und den dortigen Rhein, wie er selbst aussprach, zur „natürlichen Gränze" 
zu machen. Er rückte also mit gewaltigem Heer heran, berannte Metz, ließ zu¬ 
gleich ins Elsaß einbrechen, und schickte 30000 Mann, geführt vom Dauphin 
(Louis XI.] und dem erfahrenen Marfchall Dammartin, gegen Basel und Eidge¬ 
nossenschaft. Die Knude davon erscholl bald in den Lagern der Eidgenossen vor 
Zürich und Farnsburg, und sofort machte sich, zu näherer Erkundigung wie zur 
Abwehr, eine kampflustige Schaar auf den Marsch gen Basel. Es waren Männer 
verschiedener Kantone, Urner, Schwyzer, Berner, Solothurner u. s. w., jedoch 
zusammen nur 1500 Mann. Als dies Häuflein rechts von der Birs bei Pratteln 
ankam, und man der Stärke und der kunstgerechten Ausstellung der Wälschen, bei 
denen noch Adel aus Vorder-Oestreich sich eingefunden, inne ward: da hielten 
die Hauptleute Rath, was zu thun sei. Ein zehnfach stärkerer Feind schreckte 
zwar die Schweizer nicht, allein hier stand ein zwanzigfacher und kriegsgeübter 
vor ihnen. Sich mit dem einzulassen, schien bedenklich. Es werde nicht gehen, 
meinten einige, man setze zu viel auf's Spiel. Es muß aber gehen — rief 
einer aus dem kampflustigen Haufen zur Antwort — und geht's nicht, nun 
so bekommt Gott unsre Seelen, der Feind nur die Leichname.
	        
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