168
Mittel-Europa.
in der schönsten Blüte, es lebten die 3 größten deutschen und die 3 größten
italischen Maler, nämlich der Holländer Schoreel, der Nlirnberger Dürer und
der BaSler Holbein; Rafael zu Rom, Michel Angelo zu Florenz und Leonardo
da Vinci zu Mailand. Schoreel (1455 — 1562) ist am wenigsten bekannt; man
weiß nur seinen Vornamen Haus. Gebürtig war er aus dem holländischen
bei Alkmaar liegenden Dorfe Schoreel. Sein überaus schönes Gemälde, die
sterbende Maria, ist in Boisseröes Sammlung zu München. — Der Winkel,
welchen der Rhein bildet, indem er bei Basel um das unmuthige frucht- und
weinreiche Vorland des Schwarzwaldes biegt, heißt der Allemannenwinkel. In
der dortigen schweizerisch-schwäbischen (ober Allemaunischen) Mundart hat I. P.
Hebel, geb. 1750 zu Klein-Hüningen unweit Basel, gar schön und sinnreich ge¬
dichtet. — Auf der andern Seite von Basel liegt das denkwürdige Schlacht¬
feld von St. Jakob an der Birs.
Im 15. Jahrh, ging es unter den zahlreichen Ständen des Reichs höchst
verwirrt und kriegerisch zu. So haderte auch der Adel am Oberrhein, besonders
der vorderöstreichischc, mit den Bürgerschaften, unter andern mit Basel, das da¬
mals noch Reichsstadt, aber mit den eidgenössischen Ortschaften Solothurn und
Bern im Bündnisse war und sein bekanntes Concil samt dem Gegenpapst Felix
zu schützen hatte. Zugleich war unter den Eidgenossen selbst eine arge Fehde ent¬
brannt. Zürich, mit Schwyz verfeindet, war abtrünnig geworden, waS die
ganze Eidgenossenschaft erbitterte, und warf sich, im Felde überwältigt, dem
Kaiser Friedrich in die Arme. Dieser, ein gar schwacher Beistand, wußte für
die bedrängten und belagerten Züricher nichts Besseres zu thun, als daß er Frank¬
reich anrief. DaS kam dem wälschen, schon vom römischen Papste Eugen gegen
die Basler aufgeforderten, Könige sehr erwünscht, denn er wußte eben mir seinen
Söldnerschaareu (den Armagnaks) nicht wohin, und hoffte bei dieser Gelegenheit
außer der Demüthigung des Bauer- und Bürgervolks sich auch im Elsaß einzu¬
nisten und den dortigen Rhein, wie er selbst aussprach, zur „natürlichen Gränze"
zu machen. Er rückte also mit gewaltigem Heer heran, berannte Metz, ließ zu¬
gleich ins Elsaß einbrechen, und schickte 30000 Mann, geführt vom Dauphin
(Louis XI.] und dem erfahrenen Marfchall Dammartin, gegen Basel und Eidge¬
nossenschaft. Die Knude davon erscholl bald in den Lagern der Eidgenossen vor
Zürich und Farnsburg, und sofort machte sich, zu näherer Erkundigung wie zur
Abwehr, eine kampflustige Schaar auf den Marsch gen Basel. Es waren Männer
verschiedener Kantone, Urner, Schwyzer, Berner, Solothurner u. s. w., jedoch
zusammen nur 1500 Mann. Als dies Häuflein rechts von der Birs bei Pratteln
ankam, und man der Stärke und der kunstgerechten Ausstellung der Wälschen, bei
denen noch Adel aus Vorder-Oestreich sich eingefunden, inne ward: da hielten
die Hauptleute Rath, was zu thun sei. Ein zehnfach stärkerer Feind schreckte
zwar die Schweizer nicht, allein hier stand ein zwanzigfacher und kriegsgeübter
vor ihnen. Sich mit dem einzulassen, schien bedenklich. Es werde nicht gehen,
meinten einige, man setze zu viel auf's Spiel. Es muß aber gehen — rief
einer aus dem kampflustigen Haufen zur Antwort — und geht's nicht, nun
so bekommt Gott unsre Seelen, der Feind nur die Leichname.