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Mittel-Europa.
barer Ebene am Strom, südlich vom Abhänge der Rauhalp, nahe der Jllermün-
düng mit 20000 E., jetzt wirtembergisch und eine Bundesfestnng, ehmals be¬
rühmte freie Reichsstadt, und oft, im 14. Jahrh, besonders, an der Spitze des
schwäbischen Städtebnndes, der mit benachbarten Fürsten und Rittern stritt. Weit
und breit hörte man die Reime: Venedigs Macht, Augsburger Pracht, Nürn¬
berger Witz, Strasburger Geschütz und Ulmer Geld, behält den Preis in der
Welt. Noch erinnert an den alten Glanz die hohe ehrwürdige Kirche von 416'
Länge, 166' Breite, 150' Höhe. Neben den 2 mittleren Säulenreihen, die das
Gewölbe des Kirchenschiffs tragen, werden noch 4 niedre Seitenschiffe durch 2
andere Säulenreihen gebildet, die eine schöne Perspective gewähren. Der Thurm
ist nicht fertig gebaut. In der Kirche sind viele Kunstwerke, darunter die hölzer¬
nen Büsten der Propheten und Sibillen von dem trefflichen Meister G. Syrlin
aus dem Jahr 1476; er hat die Chorstühle damit geschmückt und sich und seine
Frau mit angebracht. In neuerer Zeit machte sich der Liederdichter Martin Müller
aus Ulm beliebt; wer kennt ihn nicht wenigstens ans Höltys Leben? La uiugen,
nicht weit davon, brachte im 13. Jahrh, den gelehrten und deshalb für einen
Zauberer gehaltenen Dominikaner Albertus Magnus zur Welt. Bei Giengen
NO. von Ulm, überwand 1462 Ludwig von Baiern den Albrecht Achilles, und
bei Höchstedt siegten Prinz Eugen und Marlborough im Jahre 1704 über ein
französisch-bairisches Heer; 15000 Franzosen streckten bei dem Dorfe Blindheim
die Waffen. „Deß Zeug' ist Höchstedt, wo die Schlacht noch donnert, wo vereint
mit Britten Deutsche dem Gallier Flucht geboten." So singt Klopstock und nennt
aus Zartgefühl die Baiern nicht mit. Nördlingen im Ries, ehmalige Reichs¬
stadt, wo Bernhard von Weimar nebst Gust. Horn 1634 vergeblich gegen die
überlegene Macht des Oesireichers Gallas kämpften. Südöstlich davon Donau-
wörih, wo man das Grabmal der schönen Maria von Brabant zeigt. Ihr
25 jähriger Gemahl Ludwig von Baiern ließ sie ans Eifersucht enthaupten; her¬
nach, als er ihre Unschuld erfuhr, bekam er über Nacht graues Haar. — An der
Altmühl: Pappen heim, mit Stammschloß der aus dem 30jährigen Kriege
bekannten Familie; und Eichstedt, ehmals Sitz eines fränkischen Fürstbischofs,
jetzo der Herzoglich Lenchteubergischen Familie. Bei Kelheim mündet die Alt¬
mühl in die Donau. Oberhalb dieses Orts, wo hohe Felsen mit schwarzem Na¬
delholz die Donau einengen, liegt Weltenburg, das älteste Kloster Baierns, in
wildschöner schauerlicher Eiusamkeit; diese Gegend entschädigt für die langweilige
Stromfahrt von Ulm bis Regensbnrg. Ingolstadt an der Donau war ge¬
raume Zeit Lieblingssitz der Jesuiter; die von Moreau geschleiften Festungswerke
sind jetzt wieder hergestellt. Amberg an der Vils, Nebenfluß der Naab, in der
Oberpfalz; verherrlicht durch den Sieg des Erzherzogs Carl über die Franzosen
im August 1796, worauf noch ein zweiter Sieg bei Würzburg folgte. In der
Nähe ein Erzberg, der jährlich 50000 Centr. Eisen liefert, und das Städtchen
Castel, wo Ritter Seifried Schweppermann's Grabstätte mit der Inschrift:
Jedem ein Ei, dem frommen Schweppermann zwei. — Zwei in der Kulturge¬
schichte wichtige Namen dürfen wir bei der Oberpfalz oder bairischem Nordgau
nicht vergessen, nämlich: Meister Wolfram von Eschenbach (dies Oertchen liegt