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Vom Bau der Erdrinde.
Dies die 6 Urzeitalter oder Schöpfungötage. Jedesmal, wenn aus dem ge¬
wichenen Ocean das feste Land hervorragte, hatten sich an und über früheren
Fels neue Gebirgsarten entweder als chemische Niederschläge gelegt, oder waren
durch vukanische Gewalt aus dem Innern der Erde hervorgehoben, und stets
entwickelte sich auf ihnen eine mannigfaltigere, höher organisirte Schöpfung
von Gewächsen und Thieren, wie sie eben für die zeitige Beschaffenheit des
Continents, des Meers und der Atmosphäre sich eignen mochten. Mit jeder
neuen Revolution wurden frühere Erzeugnisse vernichtet oder in den neuen erst
an der Luft erhärtenden Geschieben eingesperrt. Erst bei der letzten Revo¬
lution , wo angeschwemmtes Land die meisten Strecken der Erde überzog, war
der Ocean, der vielleicht die Spitzen der höchsten Granitfelsen erreichte, nicht
mehr vollhaltig an Stoffen, die sich chemisch vereinen und als bedeutende feste
Massen niederschlagen konnten, sondern schon dünneres Wasser, welches die
zerschütterten Gebirge abwusch und in Thälern und Ebenen den Schleich
zurückließ.
Eben deshalb findet sich nun im ältesten Urgestein, das theils in Gebirgen
aufstarrt, theils in verschiedener Tiefe unter unserm Boden hinliegt und die
uns bekannte Hauptkruste der Erde ausmacht, noch nichts von versteinerten
Produkten. Selbst das Uebergangsgebirg hat wohl reiche Metalladern; was
aber Reste urältester Zeit betrifft, so deutet es nichts weiter an, als daß vor
seiner Entstehung nur Moos und Farrenkrant in Schlammritzen des Granit
und Schaalthiere am Grunde des Meers, vorhanden gewesen. Nach seiner
Entstehung indeß erzeugten sich Thierpflanzen und Pflanzenthiere seltsamer Art,
Wälder wucherten auf, in den Fluten regte sich's von riesigen Fischen und
Gewürm, und Amphibien machten Wasser und Land gemeinschaftlich zu ihrem
Aufenthalt.
Das alles ward überstürzt und zermalmt, oder durch Brand verzehrt oder
fortgeschwemmt, und nach langer chaotischer Anarchie erschien das feste Land
in neuer Gestaltung. Zwischen und über früheren Gesteinen lag neues,
sowohl vulkanisches ohne, als Flötze mit Resten der untergegangenen organi¬
schen Welt.
Indem sich die hervorbringende Kraft immer erfinderischer bewies und immer
höhere Wesen schuf, so reihete sich nun an diejenigen Gattungen, die nicht gänz¬
lich vertilgt waren, das Geschlecht der Säugethiere des Meers. Seelöweu und
Robben, Seepferde und Wallfische liegen in jüngeren Flötzen als Zeugen jener
Schöpfung und wiederholter furchtbarer Revolutionen; worauf dem neuen Boden
voll fruchtbaren Schlamms und von Quellen durchströmt, die sich dem wieder
gewichenen Ocean nachstürzten, eine neue herrlichere Pflanzenwelt entsproß, und
die warmblütigen Säugethiere, oft von riesiger Art, sich gestalteten. Dies
beweisen die unbekannten Palmarten, die Mammuths, Mastodonte, Megatherien,
Urelephanten u. s. w., die man im aufgeschwemmten Lande entdeckt hat *).
*) In amerikan. Gebirgen von 7800' Seehöhe hat man Mastodonte aus¬
gegraben, und in England Hyänen von größerer Form als die jetzigen. Daß