510 Pyrenäische Halbinsel. Geschichte Spaniens.
von ihren Hirten aus einer Provinz in die andere getrieben. Seidenzucht im
südlichen Spanien liefert in guten Jahren an 3 Mill. Pfd.
Ueberblick der Geschichte Spaniens.
Die pyrenäische Halbinsel hieß in ältester Zeit Iberia oder Hispania. Urbe¬
wohner Iberier. Celten oder Gallier wanderten über die Pyrenäen ein. Wo
sie im Lande blieben und mit den Eingebornen sich mischten, hießen sie Celti-
berier. Weder diese noch die andern inachten ein einiges großes Volk aus, son¬
dern verschiedene unabhängige Volkschaften. Den alten Staaten Asia's und
Asrika'ö am Mittelmeer wurden sie früh bekannt. Man pries besonders den
südlichen und südöstlichen Theil der Halbinsel wegen Fruchtbarkeit, edler Metalle,
Schafe und Maulesel. Die Bewohner lebten sparsam von Milch, Fleisch, Eichel¬
brot und Früchten. Der asiatische Grieche Strabo sagt von ihnen: „Die Jbe-
rier sind stolz; sie ertragen Hunger und Beschwerden ohne Mur¬
ren". — Früh lockten Gold und Silber die Phönizier zu Niederlassungen z. B.
Gades oder Cadix. Dann versuchten die Karthager sich des Landes zu bemäch¬
tigen. Die Römer zuletzt wurden Meister des Ganzen, trotz der hartnäckigen
Gegenwehr der Lusitanier, der Stadt Numantia und der Cantabrier. Statthalter
verwalteten die Provinzen und führten lateinische Sprache ein. Nur in der
nördlichen Ecke an den Pyrenäen erhielt sich ein Rest alter iberischer Sprache bei
den Basken und dauert noch bis auf den heutigen Tag.
Als im 5. Jahrhundert nach Chr. Geb. das römische Reich zerstückelt wurde,
wanderten zuerst Wandalen und Snewen ein, und als jene, ihre Nieder¬
lassungen (noch jetzt Wandalizien oder Andalusien genannt) am Guadalquivir
oder Bätis aufgebend, nach Afrika übergesetzt waren, kam ein andres deutsches
Volk, die Westgothen, deren Könige in Toledo residirten. Nach 2 Jahrhunderten
ausgeartet, der altdeutschen Einfachheit und Tapferkeit fremd, wurden diese von
den muselmännischen Arabern, denen schon Nordafrika zugefallen war, in der
Schlacht bei Leres 711 besiegt. Fast die ganze Halbinsel kam unter Herrschaft
der Araber, die ein Chalifat zu Cordova errichteten. Nur in den asturischen
Gebirgen erhielt sich ein Häuflein Gothen unabhängig unter eignen christlichen
Königen. Fast alle Bewohner außer ihnen nahmen den Islam an.
Geraume Zeit haben die arabischen Herrscher Landbau, Gewerbe, Handel,
selbst Wissen und Kunst gefördert. Nie war Spanien so bevölkert und reich, als
unter ihrem Scepter, bis das Chalifat erlosch und die arabische Macht Spaniens
in kleine Staaten zerfiel. Dies benutzten die Christen, die schon von den asturischen
Bergen und vom Fuße der Pyrenäen her sich ausgebreitet, und mehrere kleine
Staaten, namentlich Leon, Castilien, Navarra, Arragon und Portugal gestiftet
hatten. Sie stritten immer muthiger. Unter ihren ritterlichen Helden zeichnete
sich vor allen der Cid aus, der am Ende des Ilten Jahrhunderts zu Valencia
starb und von der Nachwelt in Romanzen besungen ward. Vergeblich kamen
aus Marokko und Fetz die Mauren ihren spanischen Glaubensgenossen zu Hülfe.
Die Schlacht von Tolosa 1220, wo die aus der Nähe und Ferne versammelten
Christenritter siegten, erschütterte die muselmännische Macht so, daß sie nie wieder