592 Deutscher Bund — Großh. Hessen u. Homburg.
28. Das Großherzogthum Hessen (siehe S. 175 u. 185).
gehört beinah ganz in das Stromgebiet des Rheins; nur einige Landstriche lie¬
gen auf der Abdachung zur Weser. Durch kurhessisches und frankfurter Gebiet
wird es in 2 Haupttheile geschieden. Der nördl., zur alten Heimat der Kalten
gehörend, heißt Oberhessen und nmfaßi die milde fruchtbare Wetterau, die
Hochgegenden des Vogelsbergs, und das zum Rodlager aufsteigende bergichte
Hinterland. Den südl. theilt der Rhein in die Provinzen: Starkenburg,
wo der Odenwald mit der schönen Bergstraße, und das gehügelte mit Korn,
Obst und Wein prangende Rh ein Hessen. Jede Provinz ist in Kreise abge¬
theilt. Kleine Parcellen liegen an der Eder und am Neckar. — Ans 170 Qm.
zählt das Großherzogthnm 855000 Bewohner, worunter 218000 Kathol. und
29000 Inden. Im Jahr 1815 war die Bevölkerung nur 627000. — Schulen
giebt es im Großherzogthnm 1756, besucht von 76870 Knaben u. 78600 Mädchen.
Die Zahl der Hof-, Staats-, Kirchen- und Schnlbeamten beträgt 6770, die des
Militärstands gegen 12000.
Daß die Grafschaft Katzenelnbogen 1479 durch Heirath an Hessen fiel und
somit das hessische Gebiet auch südlich des Mains vorrückte, ist vorhin bei Kur¬
hessen erwähnt worden; eben so, daß Philipp der Großmüthige sein Land
1567 unter seine Söhne theilte. Der jüngste, Georg, beginnt die Reihe der
Darmstädter Landgrafen. In neuester Zeit zeichnete sich Ludwig X., ein geist¬
voller Fürst, besonders ans. Unter ihm vergrößerte sich der Staat durch ehmals
pfälzische, mainzische und andre Landstriche, und erhielt 1820 seine jetzige stän¬
dische Verfassung. Er trat seine Regierung 1790 als Landgraf au und starb
1830 als Großherzog. Der jetzige Großherzog Ludwig III. ist sein Enkel.
a) Starkenburg, worin: Darmstadt, im Jahr 1794 mit 6700, jetzt
mit 30000 E., doch nebst den! daran stoßenden Dorfe Bessuugen. Ofsenbach
mit 13000 Einw., gewerbsamer Hauptort der fürstl. Standesherrschaft Isenburg.
Gerau in der Ebene, Beusheim an der Bergstraße, Michelstadt und Erbach
im Odenwalde, Gernsheim am Rhein, Zwingenberg und Heppenheim an der
Bergstraße. Getrennt von der Provinz liegt Wimpfen am Neckar. — b) Ober¬
hessen, worin: Gießen an der Lahn niit 9000 E. und Universität. Kleine
Städte sind: Friedberg und Butzbach in der Welterau, mit 5000, Lauterbach
im Gebiete der Freiherrn Riedesel, Schlitz ganz im Osten, Biedenkopf im Norden,
Büdingen Sitz eines Jsenburgischen, und Lich Sitz eines Solmsischen Fürsten. —
c) Rheinhesse u, die bevölkertste Provinz, denn sie hat 225000 Bew. (zur
Hälfte Kathol.) auf 25 Qm. Orte: Mainz nebst Castel mit 40000 Einw. und
einer östreichisch-preußischen Garnison. Worms mit 10000, Alzey und
Bingen, jede über 5000; Oppenheim.
29. Landgrafschaft Hessen-Homburg
besteht aus dem althomburgischen Ländcheu auf der Ostseite des Taunus, und
ans der Herrschaft Meisenheim südlich der obern Nahe; zusammen 8 Om. mit
27000 Seelen. Das regierende Haus ist eine Nebenlinie von Hessen-Darmstadt
seit 1622. Jetziger Landgraf Ferdinand, geb. 1783 und kinderlos. — Orte: