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Südamerika. — Brasilien.
nicht in der Hauptstadt festgehalten, sondern in dem Orte Santa Maria. Daß
der Dictator so viele Jahre lang nicht zu bewegen war, ihn abreisen zu lassen,
hatte seinen Grund in der Besorgnis), der Naturforscher, der genug Gelegenheit
gehabt, Land und Regierung kennen zu lernen, könnte daheim in Europa Nach¬
theiliges über ihn verbreiten.
8) Das Äaiserthum Brasilien.
So heißen nicht nur die Paar tausend Qu ad r a t m eil e n südlich des
Aequators an der Ostküste, welche man von Portugal aus kolonisirt hat, sondern
noch ungeheure Räume tief ins Innere hinein, auf welche die Eroberer An¬
spruch machten. Das Ganze mag über 130000 Qm. umfassen, mit einer weit
ins atlantische Meer vorgebogenen Küste von 900 Meilen Länge, woran Cap
Roque und Cap Fr io vortreten. Flüsse giebt es in nicht geringer Zahl, be¬
sonders: der 270 Meilen lange San Francisco, der 400 Meilen lange
Tocantines, der an der Mündung Para genannt wird; der Parnahiba
auch au 200 Meilen laug, nebst den großen Küstenflüssen Belmonte, Doce,
Parahiba rc. Alle diese gehören in ihrem ganzen Laufe hieher. Der Ma-
rannen oder Amazonenstrom, aus Ecuador kommend, durchströmt den Norden,
verstärkt durch den Iapure, Rio Negro, Madeira (400 Meilen lang), den
Topazoso und -kingu. In seiner breiten Mündung bildet dieser größte aller
Ströme mehrere Inseln, besonders die Johannesinsel oder Marajo. Zwei
andere bedeutende Flüsse Brasiliens wenden sich südwärts in die Nachbarländer,
der Parana (Kio Grande), welcher nur 9 Meilen von der Quelle des Fran¬
cisco entspringt, und der Paraguay.
Die Küste, mit Ausnahme der Aegnator Gegend, wo das Tiefland des
Marannon ans Meer tritt, ist nicht flach, wie etwa die von Mexiko am Golf,
vielmehr läuft eine Felsbrüstung unter dem Wasser an ihr hin, und das Meer
wird sogleich gehörig tief, weshalb es in allen Buchten gute Ankerplätze giebt.—
Die üppigste Vegetation findet sich in dem Küstenstriche, man sieht die herr¬
lichsten Reis- und Zuckerfelder, Kakao-, Kaffee-, Baumwoll - und Tabakpflan¬
zungen n. s. w., und daß es an Kokos-, Kohl- und andern Palmen nicht fehlt,
so wie am Pisang, der sich den meisten Palmarten gesellt, läßt sich leicht denken.
Kaffee namentlich ist zum Hauptprodukt Brasiliens geworden; es erzeugt davon
jährlich über 150 Millionen Pfund, das heißt 150mal mehr als Arabien, und
mehr als irgend ein anderes Land der Erde. *) Auch Vanille, Jalappe, Indigo
werden mit unter den Produkten Brasiliens aufgeführt; chinesischer Thee fängt au
neben dem Mattee sich zu verbreiten, und Gewürznägelein werden mit Erfolg
*) Nach der Größe ihrer Produktion haben die Kaffeeländer folgende Rang¬
ordnung: Brasilien, Kuba, Hayti, Java, Brittisch Westindien, Holländisch Gui-
ana, das übrige Südamerika, Französisch Westiudien, Portorico, Sumatra,
Ceylon, Bourbon, Mokka. Mokka erzeugt nur 1 Million Pfund, alle zusammen
aber 346 Millionen. — Die größten Quantitäten Kaffee gehen nach den Ver¬
einstaaten Nordamerikas, nach Deutschland, den Niederlanden und Frankreich.