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284. Die Kinder und der Mond. (a
Die Sonne war untergegangen, und es wollte schon dunkel werden,
aber die Kinder waren noch nicht alle zu Hause bel ihrer Mutter.
Zwei Kinder waren noch auf dem Felde und hatten über dem Spiele
dergessen, daß man des Abends, ehe es dunkel wird, nach Hause kom—
men muß. Als es nun aber immer mehr Nacht wurde, da wurde es
hnen bange, und sie weinten; denn sie wußten den Weg nicht recht zu
funden, und er war doch sehr weit. Auf einmal wurde es hell hinter
ben Baumen, und sie sahen ein rundes Licht heraufsteigen, das war der
Mond. As er die Kinder gewahr wurde, rief er: Guten Abend,
Kinderchen, was macht ihr so spät auf dem Felde?“ Die Kinder waren
anfangs erschrocken; als sie aber sahen, daß der Mond freundlich lächelte,
faßten sie ein Herz und sprachen. „Ach, wir haben uns verspätet,
Ind hun finden wir den Weg nicht mehr zu unserer Mutter, weil es
Racht ist.“ Und sie weinten so laut, daß es den guten Mond rührte.
Da sprach er zu ihnen: „Wenn ihr das Haus wohl kennt, wo eure
MNuller wohnt, so will ich euch ein wenig leuchten, daß ihr den Weg
findet!“ Und der Mond leuchtete ihnen so hell, als wenn es wieder
Tag geworden wäre. Die Kinder faßten Mut und eilten, so viel sie
nnten, und fanden glucklich den Weg. Als sie vor der Hausthür stan⸗
den sagten sie: „Schoͤnen Dank, lieber Mond, daß du uns geleuchtet
hasi.“ Er antwortete: „Es ist gern geschehen! Aber eilt nun, daß
ihr zu eurer Mutter kommt; denn sie hat sich schon viel um euch ge—
ängstigt.“ Wilhelm Curtm an. Geschichtchen für Kinder. Gieben 1867. S. 8.
285. Die Sterne. (b)
Die Sterne sehen aus wie große Funken, aber sie bewegen sich
nicht so schnell. Einige leuchten viel stärker als die übrigen; die
elnsten känn man nur bei ganz klarem Himmel, und wenn es sonst
ganz dunkel ist, sehen. Es ist gar schön, daß der liebe Gott die finstere
Racht durch die Sterne erleuchtet hat. Fromme Leute betrachten gern
den gestirnlen Himmel und denken dabei an Gott, der das alles ge—
schafsen hat. Zählen kann man die Sterne nicht, weil ihrer zu viele
sind, und weill sie auch nicht in Reihen stehen. Es giebt aber doch
Maͤnner, welche jeden Stern kennen und wissen, an welchem Platze des
Himmels er steht. Auch Kinder kennen wohl schon den Abendstern,
welcher nicht weit von der untergegangenen Sonne zu sehen ist. Wer
recht acht gegeben hat, wo Norden ist, der kann auch leicht die sieben
Slerne finden, welche zusammen der Himmelswagen heißen. Auch die
Milchstraße, welche über den ganzen Himmel läuft, kann jeder selbst an
demselben aufsuchen.
Wilhelm Curtman. Lesebuh für die Stufe der Anschauung. 5. Aufl. Gieten 1867. S. 97.
286. Der Soldat und die Sternschnuppe. (c.)
Ein gewisser Soldat auf der Schildwache mußte die Betrachtung
uber das Weligebande im Kalender nie gelesen haben. Auf und ab