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Die Religion.
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Im Gefolge des Gottes erscheinen die neun Musen, die auf dem Berge
Helikon in Böotien oder auf dem Parnaß in Phokis ihren Lieblingssitz haben,
nämlich die der Geschichte (Mio), der Sternkunde (Urania), des Heldengesangs
(Kalliöpe), des ernsten Liedes (Euterpe). des heiteren Liedes (Eräto), der religiösen
Dichtung (Polyhymuia), des Trauerspiels (Melpomeue), des Lustspiels (Thalia)
und des festlichen Tanzes (Terpsichore). — Als Sohn des Apollo galt der Heilgott
Asklepios (Äsculapius): er trug einen Stab, der von einer Schlange, dem Symbol
der Klugheit, umringelt war Sein berühmtester Tempel stand zu E p i d a u r u s
in Argotts; hier wurde auch zugleich die Heilkunde gelehrt.
5. Artemis (Diana), die unvermählte Zwillingsschwester des Apollo,
als Mondgöttin auch S e l e n e (Luna) genannt; ursprünglich Jagd- und
Waldgöttin, dann überhaupt Beschützerin des freien Naturlebens. Wesent-
lich verschieden ist die kleinasiatische, hauptsächlich in Ephefus^) verehrte
Artemis, die als Mutter aufgefaßt wird.
Ausgerüstet war Artemis wie ihr Bruder mit Pfeil und Bogen. In ihrer
Begleitung befanden sich die Nymphen, verkörperte Naturerscheinungen unter-
geordneten Ranges, so die Oreaden (Berggeister), die Dryaden (Baum- und
Waldgeister) und die Najaden (Quellgeister). — Die schönste Darstellung der
Göttin ist die sog. Diana von Versailles (im Louvre zu Paris).
6. Ares (Mars), ein Sohn des Leus und der Hera; zunächst der finstere
Gewitterhimmel, dann der Gott des blindwütigen Kampfes, als solcher
der besonnenen Kriegsgöttin Athene verhaßt.
Er wurde weniger bei den Griechen, als vielmehr bei den Römern verehrt.
Begleitet war er von der mörderischen Schlachtgöttin (Enyo, Bellona), dem
fluchterregenden Schrecken (Phobos, Fuga), der lähmenden Zwietracht (Eris,
Discordia) und den finsteren Todesgöttinnen (Steten — die das schwarze Todeslos
Kiesenden; vgl. die nordischen Walküren). — Erhalten sind eine Statue des Ares,
vormals in der Villa Ludovisi, jetzt im Thermenmuseum zu Rom, und eine Büste
in der Münchener Glyptothek.
7. Aphrodite (Venus), ursprünglich eine aus dem Orient übernommene
Gottheit des erwachenden Naturlebens, dann in älterer Auffassung wohl
eine Art Meergottheit, worauf auch ihr Beiname Anadyomene (= die
Auftauchende) hinzuweisen scheint; später Göttin der Schönheit und der
Liebe. Häufig wird sie auch mit dem Gott Adonis (Attis, Horus), dem
Sinnbilde der im Herbst absterbenden und im Frühling sich wieder ver-
jüngenden Natur, in Verbindung gebracht. Heilig ist ihr die ^Taube?j
Der älteren Bedeutung der Göttin entsprechend, lagen ihre Heiligtümer
vorzugsweise am Meere (z. B. K n i d u s in Kleinasien) oder auf Inseln (C y p e r n,
Kythera). In den bildlichen Darstellungen fuhr sie auf einem Wagen, der mit
Rosen und Myrten geschmückt war und von Tauben gezogen wurde. In ihrer
Begleitung befanden sich die drei Charitinnen (Grazien) und ihr kleiner Sohn
Eros (Amor), der Liebesgott mit Pfeil und Bogen. — Erhalten sind u. a. die
Venus von Milo (Melos), jetzt im Louvre zu Paris, die Mediceische Venus in
Florenz und Nachbildungen der von Praxiteles gefertigten Aphrodite von Knidus,
x) Vgl. Apoftelgesch. XIX, 23 ff.