Europa. Ilalia (B. Mittelitalien. 4. Sabiniu. Samnium). §. 127. 363
im W. von Etrurien, Latium u. Campanien , im S. von Lucanien u. Apu¬
lien, u. im 0. vom Mare Adriaticum umgeben wurde, ward von den Alten
unter keinem allgemeinen Namen zusammengefasst, sondern blos nach den
einzelnen Völkerschaften benannt, die ihn bewohnten, u. die Landschafts¬
namen Sabina (TSaßivrj) u. Samnium (aus Sabinium od. Savinium ent¬
standen) od. Samnis (bei den Griechen £avv7rig, 7Eaf.iv7rig, 27avv7rig) be¬
zeichnen blos einzelne Distrikte des weit ausgedehnten Sahinerlandes,
nämlich ersterer den nordwestlichsten Theil od. eiuen schmalen, 1000 Stad,
langen, vom Tiber u. der Stadt Nomentum bis zu der Grenze der Vestiner
reichenden Landstrich zwischen Latium u. Umbrien, letzterer aber den
südlichsten Theil vom Sagrus u. Liris abwärts bis zur Grenze von Apulien
u. Lucanien. Das Hauptgebirge des Landes war der Apenninus (s. S.
333), der es in vielen Aesten durchzog, u. zu welchem auch die Berg¬
spitzen M. Gurgures, M. Fisce/lus, M. Sacer u. M. Taburnus (s. S. 334)
gehörten. Die Flüsse desselben waren die Küstenfl. Matrinus (der Grenz¬
fluss gegen Picenum : s. S. 361), Aternus, Sagrus, Trinius, Frento (der
Grenzfluss gegen Apulien) auf der Ostseite (s. S. 338), der Tiberis (der
Grenzfluss gegen Etrurien) mit den Nebenflüssen Nar (dem Grenzflüsse
gegen Umbrien), Tolenus, Vilinus u. s. w. im N. (s. S. 339) u. der Liris,
der Grenzfluss gegen Latium u. zunächst gegen das Gebiet der Hernici, im
S. (s. S. 339). Von Seen enthielt es den sehr bedeutenden L. Fucinus
u. die kleineren L. Cutiliae, L. Velinus u. L. Ampsancti (s. S. 341).
Als die wichtigsten Produkte des im Ganzen gebirgigen u. waldreichen,
u. daher mehr zur Viehzucht, als zum Ackerbau geeigneten, aber doch
keineswegs unfruchtbaren Sabinerlandes sind Schafe, Maulthiere, essbare
Schnecken (hei Reate), Wein, Oliven, Bauholz (besonders Eichen), die
Sabina herba u. der Lapis Sabinus zu nennen. Die ältesten Einw ohner
desselben scheinen die Opici u. Aborigines (s. S. 343) gewesen zu sein,
zu denen sich aber späterderStamm der Sabini (27aß7voi), ebenfalls eins
der Urvölker Italiens, gesellte u. mit ihnen vermischte, aus welcher Ver¬
mischung denn eben A\e Samnites (bei den Griechen Eavv7xui, 7Eupv7tui,
7Euvv7tcu, d. i. Savinitae) hervorgingen (die wieder in Pentri, Caudini
u. Caraceni zerfielen), so dass also die Samniter eigentlich nur ein Zwreig
der Sabiner waren, obgleich beide Namen oft auch identisch gebraucht
werden. Ein dritter Name war Sahelli (2aßtl\oi, d. i. — Sabinuli), mit
welchem ursprünglich nur die von den eigentlichen Sabinern ausgegangenen
kleineren Völkerschaften (Marser, Marruciner, Peligner, Vestiner u. s. w\)
bezeichnet werden. Die übrigen sabinischen Stämme nämlich ausser den
eigentlichen Sabinern in Sabina u. den Samnitern in Samnium (s. oben)
waren die Vestini (Oveonroi od. Oiirjozivoi) im N0. zwischen dem Ma¬
trinus, der sie von Picenum trennte, dem adriat. Meere, dem Aternus, der
sie von den Marrucinern schied, u. dem Apenninus, der die Grenze gegen
Sabina bildete, in der Landsch. Vestina (Ovearivrj); die Marsi (Maycroi)
südwestl. von den vorigen in der von den Bergen des Apenninus umschlos¬
senen Hochebene, in der sich der Lacus Fucinus bildet, nördl. an die Ve-
stini u. die eigentlichen Sabini, westl. an die Aequi u. Hernici in Latium,
südl. an Samnium u. östl. an die Peligni grenzend ; die Peligni (TIeXiyvot,
im heut. Thale Sulmona), die westl. an die Marser, nördl. an die Vestiner,