172
Und blitzschnell flog die Siegespost
am Draht nach Süd und Nord und Ost;
da gab's ein Jubeln ohne Maßen,
vor Flaggen wogten alle Straßen.
Vieltausendstimmig scholl Hurra!
Und waren noch Kanonen da,
so schoß man auch Viktoria.
Doch jedenfalls die Wacht am Rhein
ward angestimmt von groß und klein,
denn auch durch der Unmünd'gen Mund
wird Gottes Lob von alters kund.
Und einer von den kleinen Jungen
der hat am lautsten mitgesungen;
die bunte Mütze aus dem Ohr,
die Höslein flott im Stiefelrohr,
marschiert er wacker mit im Chor,
beteiligt sich den Morgen lang
an jedem Schrei und jedem Sang;
so wichtig nahm's der kleine Wicht,
als ging's ohn' ihn entschieden nicht;
war so mit Leib und Seel' dabei,
als ob er selbst die Rheinwacht sei;
hat drum den Glockenschlag vergessen
und kam zu spät zum Mittagessen,
Mit heißen Wangen, rotem Kopf,
mit offner Brust, verwehtem Schopf,
erscheint er endlich siegesmatt —
die andern waren halb schon satt —
grüßt obenhin, setzt sich zu Tisch
und greift nach seinem Löffel frisch.
Jedoch der biedre Vater spricht:
„Fritz, angebetet ißt man nicht!"
Worauf mein Fritz vom Stuhl ersteht,
die Hände faltet zum Gebet;
und weil sein Kopf noch stark zerstreut,
giebt's, wie der Geist ihm just gebeut,
spricht:
„Lieber Gott, magst ruhig sein,
fest steht und treu die Wacht am Rhein.
Amen."