Full text: Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde

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Frankreichs genannt hat, weil sie allen Versuchen zur Civilisation 
hartnäckigen Widerstand entgegensetzen, ist der Winter die gün¬ 
stigste Iahrszeit, weil dann die meisten Schiffbrüche sich ereignen. 
Die entfesselten furchtbaren Stürme, der verdüsterte Himmel wer¬ 
fen die Schiffe an diese gefährlichen Küsten, und Sckiffbruch ist 
für ihre Bevölkerung das glücklichste Ereigniß. Gerade beim böse¬ 
sten Wetter, nur nothdürftig bekleidet, die Haare vom Winde 
gepeitscht, stieren sie hinaus auf das Meer, ob nicht Fässer oder 
Schiffstrümmer dem Strande zugespült werden. Eine Axt, sowie 
eine lange eisengespitzte Stange sind ihre Waffen, mit ihnen 
lauern sie hinter dem von der Brandung umspülten Felsblock, 
und in wilder Freude leuchtet ihr Luchsauge, wenn sich auf dem 
Rücken der schäumenden Wellen ein schwankendes halbzertrüm¬ 
mertes Schiff erhebt. Ihnen gehören die Tonnen mit Rum, die 
schweren Mantelsäcke, die wohlgefüllten Kisten, die reichen Vor- 
räthe, ihnen gehört der Schiffbruch mit allen seinen Schrecken, 
ihnen die blutige Ernte des Sturmes und die Plünderung der 
Leichname. 
Die Bewohner der Bretagne sind celtischen Ursprungs und 
die der Niederbretagne insbesondere, Kymren oder Breyzards, 
stammen von den brittischen Kymren, die, im 5. Jahrhundert 
nach Ehr. aus Britannien durch die Angelsachsen vertrieben, sich 
auf der Halbinsel Bretagne niederließen, die von ihnen den 
Namen hat, und im Gegensatz zu welcher dann die große brit- 
tische Insel Großbritannien (1a Grande Bretagne) genannt 
wurde. Bei Cäsar heißt dieser Theil des französischen Küstenlandes 
Armorica oder Armoricae civitates, d. h. Anwohner des Oceans, 
und schon damals fand man, wie zum Theil noch heute, diesel¬ 
ben Länderbenennungen in Gallien wie in Britannien (Dergl. 
Caesar de hello Call. V. 12). Noch jetzt heißt der innere ge¬ 
birgige Theil der Bretagne Cornwall (Cornwallis), ganz gleich¬ 
lautend mit dem gegenüberliegenden südwestlichen Theile von 
England. Auch an Irland werden wir in der Bretagne vielfach 
erinnert, wenn wir z. B. die Frau, die hier oft größer und 
stärker, als der Mann ist, hart arbeiten und mit Hülfe der un- 
gemein kleinen Pferde das Feld bebauen sehen, oder beim An¬ 
blicke der freilich bei allen celtischen und romanischen Völkern herr¬ 
schenden Unreinlichkeit, oder endlich durch die zahlreichen celtischen 
Alterthümer, welche sich besonders häufig an der Westküste finden. 
Von Brest bis L'Orient, Quiberon und Carnac kann man keine 
Viertelstunde an der Küste entlang gehen, ohne jene unförmli¬ 
chen Denkmäler anzutreffen, welche aus aufrecht gestellten Stein-
	        
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