395
Darbietung im besonderen.
Das seltsame Rezept.
Von Joh. Peter Hebel.
Es ist sonst kein großer Spaß dabei, wenn man ein Rezept in die Apotheke
tragen muß: aber vor langen Jahren war es doch einmal ein Spaß. Da hielt
ein Mann von einem entlegenen Bauemdorfe eines Tages mit einem Wagen und
zwei Stieren vor der Stadtapotheke still, lud sorgsam eine tannene Stubenthür ab
und trug sie hinein. Der Apotheker machte große Augen und sagte: „Was wollt
Ihr da, guter Freund, mit Eurer Stubenthür?" Darauf entgegnete der Mann,
der Doktor sei bei seiner kranken Frau gewesen und hab' ihr wollen ein Tränklein
verordnen. Im ganzen Hause aber sei keine Feder, keine Tinte und kein Papier
gewesen, sondem nur ein Stück Kreide. Da habe der Herr Doktor das Rezept an
die Stubenthüre geschrieben, nun soll der Herr Apotheker so gut sein und das
Tränklein kochen.
Wohl dem, der sich in der Not zu helfen weiß!
Besprechung.
Nehmt eure Lesebücher vor! Schlagt auf Seite . .! Wie lautet
die Überschrift? Was ist es sonst nicht, ein Rezept in die Apotheke
tragen? Was war es vor Jahren doch einmal? Wie trug sich die
spaßhafte Geschichte zu? Wie kam das Bäuerlein dazu, eine Stuben¬
thür dem Apotheker zu bringen? Wie wußte sich aber der Herr
Doktor in dieser Not zu helfen? Mit welchen Worten preist der Ver¬
fasser den Menschen, der sich zu helfen weiß? Nun wollen wir die
ganze Geschichte noch einmal lesen! Erzähle mir die Geschichte von
„dem seltsamen Rezept"! Schreib die Worte Rezept, Apotheker und
Doktor an die Tafel.
Charakteristik der Personen.
Von welcher Person aus dem Lesestück können wir wohl etwas
lernen? Was können wir von dem Doktor lernen? Wie können wir
den Doktor nennen, weil er sich zu helfen wußte in der Not? Klug.
Schildere noch einmal den Doktor!
Verknüpfung.
Vergl. die Geschichte von dem Berliner Schuhmacher in der Wall¬
straße, der sein Lotterielos an die Stubenthür klebte und, nachdem er
gewonnen, die Stubenthür samt dem Los zur Kasse trug. Vergl. die
Preußen in der Schlacht bei Großbeeren, die im Regen die Gewehre