Full text: Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde

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scher erster Ordnung. Während letztere, in ihren regelmäßigen 
Thälern eingeschlossen, erst in größerer Nähe sichtbar werden und 
zwar einen großartigen, aber doch immer einen seltsamen, öden, 
kaum malerisch-schön zu nennenden Eindruck machen, bieten sich 
die secundären Gletscher wegen ihrer Lage an seitlichen Abhängen 
und an steilern Stellen häufig schon von weitem dem Auge dar 
und bilden dann bei der Mannigfaltigkeit und Unregelmäßigkeit 
ihrer Formen nicht selten einen interessanten und malerischen 
Hintergrund der Hochalpen - Landschaften. Die ausgedehntesten 
Gletscher umlagern die größten Erhebungen des Alpengebirges, 
wenngleich sie mit den einzelnen hervorragenden Spitzen nicht in 
unmittelbarem Zusammenhänge stehen. Die Hauptlagerstätten der 
schweizerischen Gletschermassen sind zu beiden Seiten des Wallis, 
in den Berner Alpen und in den penninischen Alpen. Westlich 
davon liegen sehr ausgedehnte und schön entwickelte Formen in 
den Gruppen des Montblanc, des Monte Rosa, der Grandes 
Rousses und des Mont Peloron. In den östlichen Theilen der 
Schweiz befinden sich die Gletscher des Andulagebirges und der 
Berninagruppe. In Tyrol sind am berühmtesten die Gletscher des 
Orteler, der Oetzthaler Gruppe, die Stubayer Ferner, die Glet¬ 
scher am Großvenediger und am Großglockner (Pasterzengletscher). 
Gletscher zweiter Ordnung finden sich in diesen Theilen der Al¬ 
pen am südlichsten in den Fassaner Alpen, z. B. an der Mar¬ 
molata. Ebel zählte in den Schweizer Alpen allein vom Mont¬ 
blanc bis zur Grenze Tyrols gegen 400 Gletscher, von denen 
nur wenige kleiner als eine Stunde, sehr viele aber 6—7 Stun¬ 
den lang, eine halbe bis eine Stunde breit und 100 — 600, ja 
nach den neuesten Messungen selbst 1200 —1500 Fuß mächtig 
sind, und schätzte die von ihnen bedeckte Fläche auf 50 gcogr. 
Geviertmeilen, während Hugi die Fläche der Gletscher der Berner 
Alpen allein auf nahe an 100 Geviertmeilen berechnet. Gegen¬ 
wärtig zählt man in den Schweizer Alpen etwa 608 Gletscher, 
wobei die zerstreuten kleinern, hie und da noch in Bildung begriffe¬ 
nen nicht in Anschlag gebracht sind. Der größte Gletscher der 
Alpen ist der Aletschgletscher im Kanton Wallis. Die obere Grenze 
der Firnmeere liegt in den Alpen nahe an 10,000 — 10,500 F. 
Die untere Grenze der Gletscher oder die Tiefe, bis zu welcher 
sie herabreichen, ist sehr verschieden; gewöhnlich enden die größern 
in Höhen zwischen 5 — 6000 Fuß, einzelne aber reichen bis zu 
einer Tiefe von 3000 F. herab. Das Ganze der Gletscherwelt 
hat so das Ansehen eines Ungeheuern erstarrten Meeres, das 
theils zwischen den höchsten Hörnern und Graten aufgestaut liegt,
	        
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