Full text: Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung

Insel Ceylon. §. 22. 
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Daher müssen diese in weitem Umwege bis zum Aequator und darüber 
hinaus steuern, wenn sie sicher gehen wollen. Der größte Theil des 
Innern besteht aus einem höchst malerischen, reich bewässerten und frucht¬ 
baren Berglande mit Wäldern riesenhafter Bäume (Kokus- und andere 
Palmen, Brodfruchtbäume, Bananen, indische Feigenbäume, neben der 
Baumwollenstaude der mächtige Baumwollenbaum); hauptsächlich aber 
ist Ceylon die eigentliche Gewürzinsel, und der ächte Zimmtbanm war 
bis vor wenigen Jahren ihr allein eigenrhümlich. Zugleich ist die Insel 
ein Tummelplatz für die mannichsaltigste Thierwelt „von den flatternden 
Papageien und glänzenden Pagoden-Dögeln, den springenden Affen- 
heerden, lauernden Leoparden, einhertrabenden Büffeln, fliehenden An¬ 
tilopen und stampfenden Elepbanten bis zu den schwärmenden Leucht¬ 
käfern, quakenden Fröschen, schwirrenden Cicaden und sich ringelnden 
Schlangen." Der Boden enthält Eisen in Fülle und eine außerordent¬ 
liche Menge und Mannichfaltigkeit edler Steine, während das Meer 
die kostbaren Perlenaustern und großen Seemuscheln (zu Gefäßen, Instru¬ 
menten , Schmucksachen dienend) nährt und das reinste Salz an den 
Ufern ablagert. Daher hat man die Insel die „Krone der indischen 
Lande" genannt, ja sogar hier das Paradies gesucht. Sie ist ein Hauptsitz 
des Buddhaismns und wird von den buddhistischen Völkern Hinterin¬ 
diens als der Hauptsitz ihrer Religion betrachtet. Der (6950' hohe) 
Adams Pie wird alljährlich von Tausenden opfernder und büßender 
Pilger besucht, denn die Mohamedaner glauben, von hier aus habe 
Adam das letzte Mal das im 7. Himmel gelegene Paradies, aus dem 
er verstoßen war, gesehen, die Malabaren und andere Hindus verehren 
hier die Fußstapfe Siwa's, und für die Buddhisten ist hier Gautama 
Buddha vom Himmel zur Erde gestiegen. Die jetzige Hauptstadt ist 
Colombo; ein trefflicher Hafen aber und gleichsam der Schlüssel In¬ 
diens Trinkonomali im N.-O. 
Außerdem gehören noch einige unbedeutende Inselgruppen zu Indien: die. 
Lakkadiven und Malediven im W. der Küste Malabar, eigentlich Gipfel 
einer vom Meere bedeckten Fortsetzung der Ghattakette, von Korallenriffen um¬ 
geben und schwer zugänglich. 
II. Die noch unabhängigen Alpenlandschaften im Norden. 
1. Nipal auf den südlichen Terrassen des Mittlern Himalaya, 
in jeder Beziehung eine Uebergangsstufe zwischen indischer und tibe¬ 
tanischer Natur und Bevölkerung (namentlich auch zwischen den Be- 
kennern des Brahma und Buddha), hat seiner abgeschlossenen Lage 
eine gewisse Selbständigkeit zu verdanken, denn nachdem der west¬ 
liche Theil (1815) an die Briten verloren gegangen, hat sich in 
dem übrigen Nipal die Dynastie der Gorkhas erhalten. Keinem 
Engländer ist es gestattet, ohne ausdrückliche Erlaubniß des Landes¬ 
herrn Nipal zu betreten. 
2. Bhotan oder Butan, ein kleines Gebiet in der Ostgruppe 
des Himalaya, bildet eine Mittelstufe zwischen dem hohen Ost-Tibet
	        
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