Der Krieg gegen die Republik.
71
Nachmittag und Abend in der sehr blutigen Schlacht von Gravelotte—
St.-Privat, an der auch die hessische Division ebenso wie an der des
16. August rühmlichen Anteil nahm, durch die erste und zweite Armee
unter dem Oberbefehl des Königs gegen Metz zurückgeworfen. Die Ent-
scheidung fiel auf dem linken (deutschen) Flügel, als die Garde und die
Sachsen, die einen langen Umgehungsmarsch über Roncourt auszu-
sühreu hatten, freilich unter schweren Opfern, das hochgelegene St.-Privat
erstürmten. Das große Ziel war erreicht: Prinz Friedrich Karl schloß
mit der ersten und mit Teilen der zweiten Armee die Festung ein, um
Bazaine am Durchbruch zu hindern.
3. Sedau. Aus den verfügbaren Truppen, der Garde, dem 4. und
dem 12. Korps, wurde die Maasarmee gebildet und unter den Befehl
des Kronprinzen Albert von Sachsen gestellt. Vereint mit der
dritten Armee fiel ihr die Aufgabe zu, gegen das französische Heer vor-
zugehen, das Mac Mahon bei Chälons neu bildete. Statt hier oder unter
den Mauern von Paris den deutschen Angriff zu erwarten, brach der
Marschall auf die Nachricht, daß Bazaine einen Durchbruch durch die
Umschließungstruppen versuchen wollte, am 21. August mit 135000 Mann
aus dem Lager von Chalous auf und marschierte, nach Norden ans-
biegend, ihm entgegen. Als er sich wenige Tage später überzeugt
hatte, daß sich Bazaine nicht durchgeschlagen habe, ordnete er den
Rückzug auf Paris an. Da aber die französische Regierung befürchtete,
daß die Revolution ausbrechen werde, wenn Bazaine nicht befreit werde,
bestimmte sie ihn abermals nach Osten vorzugehen. Aber der Abmarsch
seiner Armee war rechtzeitig von der weit vorauseilenden deutschen
Reiterei erkannt worden. Auf Grund ihrer Meldungen waren die
dritte Armee sowie die Maasarmee nach Norden eingeschwenkt und schon
so nahe herangerückt, daß sie den Feind mit sicherem Verderben be-
drohten. Am 30. August wars ihn die Maasarmee in der Schlacht bei
Beanmont nach Norden zurück. Am 1. September wurde er von den
vereinten Armeen bei Sedan angegriffen. Vor Tagesanbruch überraschten
die Bayern den Feind in Bazeilles an der Maas, stromaufwärts von der
Festung, und eroberten das Dorf nach erbitterten Kämpfen in den Straßen
und den einzelnen Häusern. Rechts von ihnen griffen allmählich die
Abteilungen der Maasarmee in den Kampf ein, immer weiter im Norden
einsetzend. Inzwischen hatten zwei Korps der dritten Armee den Strom
unterhalb der Festung überschritten, sie marschierten um den gewaltigen
Bogen des Flusses herum und gingen von Norden über Floing und Jlly
zum Angriff vor. Um Mittag war das Schicksal des Feindes besiegelt,
um 2 Uhr berührten sich nördlich von Jlly Teile des von Westen kommen-
den 5. Korps mit der von Osten vordringenden Garde; der eiserne Ring
um Sedan war geschlossen, und 500 Feuerschlünde überschütteten die dicht
um die Festung zusammengedrängte feindliche Armee mit Tod und Ver-
derben. Die kühnen Attacken Gallifets an der Spitze der Jäger zu Pferde
scheiterten an dem Feuer der preußischen Infanterie, der Versuch Wimpsfens,