Vorwort.
83ei uns in Deutschland pflegen die meisten Herausgeber von
Lehrbüchern der Erdbeschreibung ihren Werken insgemein lange
Vorreden mitzugeben, in welchen sie die beim Ausarbeiten der¬
selben befolgte Methode erörtern, und sich über die zweckmäßigste
Art des geographischen Unterrichts aussprechen. Manche dieser
Vorreden sind nicht ohne Geist geschrieben, und haben wesent¬
lich dazu beigetragen, besseren Methoden auf unseren Lehran¬
stalten Eingang zu verschaffen, so daß es im Allgemeinen jetzt
schon um den Unterricht weit besser bestellt ist, als noch vor
zehn oder fünfzehn Jahren, wo auf manchen Schulen noch
fast ausschließlich die philologischen Disciplinen dominirten,
und höchstens ein wenig Mathematik neben sich duldeten; Na¬
turgeschichte aber, Geschichte des Mittelalters und der neuern
Zeit, besonders jedoch die Erdkunde wurden als Bagatellen
behandelt, in Tertia und Secunda auf höchstens eine Stunde
wöchentlich reducirt, und in Prima und Selecta gar nicht mehr
gelehrt. Bezogen nun die jungen Leute eine Universität, so
verstanden sie meistens griechische und lateinische Verse sehr ge¬
läufig zusammenzustoppeln, kannten Sinn und Bedeutung jeder
Partikel ganz vortrefflich, hätten sich einen Verstoß gegen die
elegante Latinität gewiß so leicht nicht vergeben, und waren
in Rom und Griechenland überall zu Hause, im eigenen Va¬
terlande blieben sie aber Fremdlinge, und Manche mögen es
noch heute sein. Das Studium der classischen Literatur wird
freilich stets die Grundlage aller unserer Bildung auch ferner
bleiben, und nothwendig bleiben müssen; besonders wir Deut¬
schen verdanken nur ihm ausschließlich die hohe intellectuelle