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Ungarn.
ein grosser Theil zur reformirten, der kleinere zur lutherischen
Kirche. Die katholischen Magyaren haben ihren Centralpunkt in
Szegedin, diè lutherischen in Ketskemet und die reformirten in De-
breczin. ■— Seit der Bekehrung zum Christenthum hörten die Raub¬
züge der Magyaren auf; an ihre Stelle traten Kämpfe, welche um
die Anerkennung der Oberhoheit deutscher Kaiser geführt wurden.
Deshalb wurde besonders das Land westlich von der Donau wichtig
und es treten Städte wie Pressburg, Stuhlweissenburg und Fünfkir¬
chen als Centralpunkte heraus. Die Rechte der Deutschen den
Magyaren gegenüber hatten besonders die Markgrafen von Oester¬
reich zu wahren. In den Kämpfen gegen seine Nachbaren fiel der
letzte Markgraf aus dem Hause der Babenberger, Friedrich der
Streitbare, durch die Hand eines Grafen Frangipani. Wie verderb¬
lich ist doch dies Haus den Deutschen geworden! Hier tödtete ein
Mitglied dieser Familie den edlen Grenzhüter der Deutschen, den
letzten eines Geschlechtes, welches in Wien einen so glänzenden Hof
hielt, dass von weit .und breit die Minnesänger dahin strömten, um
„Singen und Sagen“ zu lernen, dass ein Walther von der Vogel¬
weide Lieder zu seinem Preise erschallen liess. In Italien verrieth
ein Frangipani den letzten Spross der Hohenstaufen, den Conradin.
Die deutschen Kaiser hielten aber diesen Kampf für so wichtig, dass
sie den Markgrafen und Herzogen von Oesterreich jede andere
Heeresfahrt für das Reich erliessen. Als nun die Habsburger in
den Besitz von Oesterreich gelangt waren und im Anfänge des 14ten
Jahrhunderts das Haus des Arpard ausstarb, da wünschte Albrecht L,
dass den ungarischen Thron ein König bestiege, der ihm und seinem
Hause freundlich gesinnt sei. So kam durch seine' Vermittelung
sein Neffe, ein neapolitanischer Anjou, nach Ungarn. Seitdem stehen
Ungarn und Neapel während des 14ten Jahrhunderts in mannig¬
facher Beziehung. Nach dem Tode des letzten Angiovinen, Ludwigs
des Grossen, kam Ungarn an Sigismund, also an die Luxemburger,
und dann wurde der Schwiegersohn desselben, Albrecht von Oester¬
reich, zum Könige gewählt. Wenn auch nach dessen frühzeitigem
Abscheiden und nach dem Tode seines Sohnes die Ungarn Könige
aus andern Häusern wählten, wie den Mathias Corvinus aus der Fa¬
milie des Hunyades, so gelangte doch das Haus Habsburg nach der
Schlacht bei Mohacz 1526 allmählich wieder in den Besitz des Lan¬
des. Lange Zeit jedoch haben die Habsburger fast nur den Theil
westlich von der Donau besessen, denn Ofen war noch gegen Ende