Full text: Geographische Repetitionen

178 
Die Hämushalbinsel. 
stärkt hinter der Enge von Maltschin nach Osten umbiegend ihr 
Delta bilden kann. 
Zwischen dem Hämus und der Donau liegt die Bulgarei. Sie 
hat ihren Namen von den Bulgaren. Diese, welche gegen Ende des 
5ten Jahrhunderts von der Wolga her in die Hämushalbinsel ein¬ 
drangen, waren Finnen und Ugren, also Mongolen. Im 8ten Jahr¬ 
hundert begannen die Griechen sie zu christianisiren und im 9ten 
erhielten sie eine starke Beimischung von Slaven. In ihrer Sprache 
predigte Cyrill und Methud. Zur Zeit der Kreuzzüge waren sie wie 
die Serben mächtig und erlagen ebenso wie diese durch die Schlacht 
auf dem Amselfelde. Die Hauptzüge ihrer Geschichte sind also die¬ 
selben, wie die der Südslaven in der Hämushalbinsel überhaupt. 
Die Einwanderung der Slaven begann im 5ten Jahrhundert, christia- 
nisirt wurden sie im 8ten und 9ten Jahrhundert; die Familie der 
macedonischen Kaiser hielt sie bis zum Ilten Säculum in straffer 
Abhängigkeit, dann traten sie selbstständig heraus und unterlagen im 
14ten und löten Säculum den Türken. 
Somit wohnen in der Bulgarei nicht allein Bulgaren, sondern 
auch Griechen — diese besonders in den Städten — und Türken. 
Der Bulgar hat seine alte Wildheit ganz verloren. Der Serbe und 
Croat ist Viehzüchter, der Bulgar Ackerbauer, jener kühn und leben¬ 
dig flieht vor der Unterdrückung als Haiduck (Räuber) gerne in die 
Berge; dieser lebt still und harmlos in kleinem Hause auf seinem 
Acker; in unscheinbarer Kleidung zieht er neben seinem Ochsen¬ 
gespann einher, ein Segen des Landes, in dem er wohnt. Diese 
kühlen, verständigen Leute haben sich weit nach Macédonien und 
Thracien hinein verbreitet, so dass in diesen Landschaften an 
5,000,000 gefunden werden. Auch nach Südrussland sind sie aus¬ 
gewandert. Ihre Geistlichkeit entstammt meist dem Fanar und ver¬ 
steht oft nicht ihre Sprache. Dies und der Umstand, dass die Geist¬ 
lichen um den Kaufpreis für ihre Stellen herauszuschlagen, die Bul¬ 
garen schamlos bedrücken, hat eine Bewegung zu Gunsten der 
römisch - katholischen Kirche veranlasst. Beeinträchtigt sind die 
Bulgaren auch in der letzten Zeit dadurch worden, dass 200,000 
Tscherkessen in die Türkei einwanderten und zum Theil im Westen 
der Bulgarei gegen die Serben angesiedelt wurden. 
Der östliche Theil der Bulgarei heisst die Dobrudscha. Das ist 
eine Landschaft ohne bestimmte Grenzen. Sie besteht aus Plateaus 
und sumpfigen, zum Theil sehr ungesunden Niederungen. Die alte
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.