Die Hämushalbinsel.
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in der Halbinsel Magnesia und ist auf der Insel Euboea und den
östlichen Cycladen z. B. auf Andros, Naxos sehr wohl zu erkennen.
Vom Rhodope - Gebirge bis zu dem östlichen Zuge reicht das alte
Macédonien. Das ist ein wundersam construirtes Land. An den
Flüssen dehnen sich weite Saatebenen aus, die dann nach Südosten
durch Querriegel abgeschlossen werden. So passiren die Flüsse drei
Engen, ehe sie in die weiten Kiistenebenen, in ihr Mündungsland
gelangen. An Macédonien ist eine Halbinsel angeheftet, die chalci-
dische. Man hat gesagt, das aegeische Meer besitze eine eigenthüm-
liche Kraft, das Land aufzulockern und griechisch umzugestalten.
Und das ist wahr! Klein-Asiens West- und Griechenlands Ostkiiste
correspondiren mit einander und das aegeische Meer ist für die Ent¬
wickelung der Hämus-Halbinsel weit wichtiger gewesen als das ioni¬
sche. — Macédoniens Lage eignete sich so recht zur Vermittelung
griechischen und persischen Lebens. Von Griechenland aus erreichte
man leicht die Südküste von Macédonien und Macédoniens Küsten¬
land ist untrennbar mit dem Thraciens verbunden. Deshalb lagen
da auch überall die Colonien der Griechen. Zwischen den barbari¬
schen Illyriern, den überfeinerten Griechen und Persern wohnte ein
Volk, welches nicht blos aus Ziegenhirten, sondern auch aus Bauern
bestand und von der Küste her den belebenden Hauch der Civilisa¬
tion empfing. Und heute ist es ebenso. An den Küsten Handel —
Saloniki ist eine levantinische Handelsstadt — und in den Saatebenen
der fleissige Bulgar.
Mit diesem merkwürdigen Lande hängt bei Saloniki durch eine
Bodenerhebung die chalcidische Halbinsel zusammen, deren Gebirge
sonst durch eine tiefe Einsenkung von dem Festlande getrennt sind.
Chalcidice gliedert sich wiederum in drei Ausläufer. Der östlichste
ist die Athos-Halbinsel, heute Monte Santo. In ihr steigt ein wunder¬
voller, schön bewaldeter Gebirgsrücken bis zu 6000 Fuss auf und
fällt als Vorgebirge steil ins Meer. Seinen Schatten wirft er bis¬
weilen bis auf den Markt von Lemnos. Auf diesem Gebirgszuge
finden sich griechische Mönchsklöster und Einsiedeleien und so heilig
ist der Berg und die Gegend, dass Frauen sie nicht betreten dürfen.
Dort an dem Fusse des Athos-Vorgebirges bricht sich der Wind und
die Wasserwoge und den Seefahrern des Alterthums war es ein ge¬
fährliches Cap, ähnlich wie im Süden Griechenlands das Vorgebirge
Malea. In diesem ganzen Küstenstriche befinden wir uns schon auf
classischem Boden; von Byzanz westwärts treffen wir Abdera, das