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Kap. 13. § 61. Letzte Besiegung der Römer in Gallien.
Zweiter Zeitraum.
Von der Gründung des fränkischen Reiches bis zur
Teilung desselben.
486-843.
Kap. 180. Die Gründung des fränkischen Reiches.
(Histor. Atlas, Tab. VIII.)
61. Unterdessen war auch Gallien für die römische Herrschaft ver¬
loren gegangen. Der südliche Teil dieses Landes befand sich längst in
den Händen der Westgoten, welche unter ihrem König Eurich durch die
Eroberung von Marseille ihr Reich von der Loire bis zum Mittelmeer
und von der Rhone bis zu den Pyrenäen erweitert hatten. Ebenso hatten
auch die Burgunden und Franken ihre Grenzen in Gallien weiter aus¬
gedehnt und sich von Rom unabhängig gemacht, bis zuletzt den Römern
in Gallien nur noch die Umgebung von Augusta Suessionum (Soissons)
geblieben war. Und auch dieser letzte Rest der gallo-römischen Herrschaft
hatte kurz vor dem Einbrüche der Ostgoten in Italien durch einen andern
germanischen Eroberer sein Ende genommen.
Es hatten sich nämlich einige Zeit zuvor die salischen Franken (d. i.
die Franken aus dem Sal- oder Melgau und aus der Meruwe oder dem
Meergau, § 45) unter Faramnnd, seinem älteren Sohne Meroväus und
dessen Sohne Childerich I über das nachmalige Südbrabant und Lüt¬
tich längs der Maas und Sambre bis zur Somme verbreitet. Dieser
Childerich stand in gutem Vernehmen mit dem gallo-römischen Statthalter
Aegidius. Sein Sohn und Nachfolger war Chlodwig (Clodovechus,
französisch Ehloviß, deutsch Ludwig).
Dieser war erst 15 Jahre alt, als er seinem Vater in der Regierung
folgte. In dem kecken tatenmutigen Jüngling war eine Mischung von
wilder Barbarenkraft mit listiger Verstellungskunst, die ihn ebenso geschickt
machte, seine rohen Kriegsmänner mit der Streitaxt zu bändigen als
Zwietracht unter seinen Nebenbuhlern zu stiften, um aus ihrem Verderben
Vorteil zu ziehen.
Einzig auf Erweiterung seines Reichs bedacht verband er sich in seinem
20. Jahre mit zwei andern fränkischen Fürsten, um zunächst die römische
Nachbarschaft zu brechen. Nach deutschem Brauch forderte er den römischen