fullscreen: Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit

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239. 
Friedrich Wilhelms III. Aufruf „An Mein Volk." 
17. März 1813. 
(Nach der schleichen privilegierten Zeitung von Sonnabend, den 20. März 1813, faksimiliert bei 
Stacke, Deutsche Geschichte II, S. 608.*) Bielefeld und Leipzig 1881.) 
So wenig für Mein treues Volk, als für Deutsche bedarf es einer 
Rechenschaft über die Ursachen des Kriegs, welcher jetzt beginnt. Klar 
liegen sie dem unverblendeten Europa vor Augen. 
Wir erlagen unter der Übermacht Frankreichs. Der Frieden, der 
die Hälfte Meiner Unterthanen mir entriß, gab uns feine Segnungen 
nicht, denn er schlug uns tiefere Wunden, als selbst der Krieg. Das 
Mark des Landes ward ausgesogen, die Hauptfestungen blieben vom Feinde 
besetzt, der Ackerbau ward gelähmt, so wie der sonst so hoch gebrachte 
Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit des Handels ward gehemmt 
und dadurch die Quelle des Erwerbs und des Wohlstands verstopft. 
Das Land ward ein Raub der Verarmung. 
Durch die strengste Erfüllung eingegangener Verbindlichkeit hoffte 
Ich Meinem Volke Erleichterung zu bereiten und den französischen Kaiser 
endlich zu überzeugen, daß es sein eigner Vorteil sei, Preußen seine Un¬ 
abhängigkeit zu lassen. Aber Meine reinsten Absichten wurden durch 
Übermut und Treulosigkeit vereitelt, uud nur zu deutlich sahen wir, daß 
des Kaisers Verträge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben 
mußten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über 
unsern Znstand aufhört. 
Brandenburger, Preußeu, Schlesier, Pommern, Litauer! Ihr wißt, 
was Ihr seit fast sieben Jahren erduldet habt; Ihr wißt, was Euer 
trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. 
Erinnert Euch an die Vorzeit, an den großen Kurfürsten, den großen 
Friedrich. Bleibt eingedenk der Güter, die unter ihnen unsere Vorfahren 
blutig erkämpften: Gewissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunst- 
fleiß und Wissenschaft. Gedenkt des großen Beispiels unserer mächtigen 
Verbündeten, der Russen, gedenkt der Spanier, der Portugiesen. Selbst 
kleinere Völker sind für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den 
Kampf gezogen und haben den Sieg errungen. Erinnert Euch an die 
heldenmütigen Schweizer und Niederländer. 
Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden, denn unser 
Beginnen ist groß und nicht geringe die Zahl und Mittel unserer Feinde. 
Ihr werdet jene lieber bringen für das Vaterland, für Euren angebor- 
nen König, als für einen fremden Herrscher, der, wie so viele Beispiele 
lehren, Eure Söhne und Eure letzten Kräfte Zwecken widmen würde, die 
Euch ganz fremd sind. Vertrauen auf Gott, Ausdauer, Mut und der 
mächtige Beistand unserer Bundesgenossen werden unseren redlichen An- 
strengungen siegreichen Lohn gewähren. 
*) auch bei Förster, Geschichte der Freiheitskriege, I, 153. — Berlin 1856.
	        
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