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ist groß; aber größer ist des Königs Gnade. Ihr wart noch zarte Kna¬
ben; aber schon entzweite euch der jammervolle Zwist. Er ist ein arger,
aber kein unverbesserlicher Bösewicht. Worte sind gut; aber sie sind
nicht das Beste. — Zuweilen wird eine Aussage nur als ein Gegensatz
hingestellt, um sie mehr hervorzuheben, z. B. Ich will in Uri Freunde wer¬
ben; aber wen senden wir nach Unterwalden? — Allein beschränkt stärker
oder leugnet die Folgerung, z. B. Die goldne Zeit ist wohl vorbei;
allein die Guten bringen sie zurück. — Hingegen und dagegen führen
die gerade entgegengesetzte Behauptung ein. z. B. Antonio geht frei umher
und spricht mit seinem Fürsten; Tasso bleibt dagegen verbannt in seinem
Zimmer und allein.
Doch hebt die folgende Behauptung im Gegensatz gegen die Fol¬
gerung hervor, die sich aus dem ersten Satze ergibt, beschränkt also den
ersten Satz. Dennoch ist das verstärkte, jedoch das abgeschwächte doch,
z. B. Der Mann ist wacker, doch nicht freies (en) Standes; kein eigner
(höriger) Mann kann Richter sein. Das schwere Herz wird nicht durch
Worte leicht; doch können Worte uns zu ^Thaten führen. Leicht bei
einander wohnen die Gedanken; doch hart im Raume stoßen sich die
Sachen. — Im elliptischen Satze hebt „doch" den Gegensatz am schärf¬
sten hervor, z. B. Sterben ist nichts; doch leben und nicht sehen, das ist
ein Unglück. — In einfachen Sätzen weist es den Zweifel ab. z. B. Das
Leben ist doch schön!
Gleichwohl bezeichnet, daß der zweite Satz mit dem ersten gleiche
Gültigkeit hat, und hebt dadurch die Folgerung theilweise auf. Dasselbe
drückt indessen dadurch aus, daß es gleichsam den zweiten Gedanken in
den ersten einschiebt, z. B. Ihre Schmerzen verließen sie keinen Augen¬
blick; gleichwohl leitete sie von ihrem Bette aus das ganze große Haus¬
wesen. Wir haben Hülfe zugesagt, indessen die Zeit uns vorbehalten.
— Dessenungeachtet hebt die Unabhängigkeit der zweiten Aussage von
der ersten hervor; nichts desto weniger weifet in verneinender Form
die Folgerung ab, daß der zweite Satz wegen des ersten keine Gültig¬
keit habe. z. B. Die Buchdruckerkunst war schon über hundert Jahre er¬
funden; dessenungeachtet erschien ein Buch noch als ein heiliges. Seine
Wunde schmerzte und war keineswegs ungefährlich; nichtsdestoweniger
schwang er sich aufs Pferd und führte die Truppen gegen den Feind.
Nur beschränkt eine allgemeine Behauptung dadurch, daß es ein
Einzelnes als Ausnahme daneben stellt, z. B. Bauen ist eine Lust, nur
kostet es Geld. Rur ein Vater neidet seinem Sohne nicht das Talent. Ein
goldner Schlüssel schließt alle Thüren auf, nur das Himmelreich nicht.
Stürme brausen, Wogen schlagen, Blitze zucken, Masten splittern, ängst¬
lich klopfen alle Herzen, — eines nur ist ohne Zittern.
3) Zwei Sätze von entgegenstehendem Inhalte werden so neben ein¬
ander gestellt, daß die Annahme des einen die Abweisung (Verneinung)
des andern in sich schließt. Dies geschieht durch (entweder) — oder,
sonst, z. B. Kraft muß wollen, oder sie ist keine Kraft. Du mußt steigen
oder sinken, Amboß oder Hammer sein. Strecke dich nach der Decke,
sonst kommst du mit den Füßen ins Stroh. — „Entweder — oder"