Einleitung.
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Der größte Theil des Hauptheeres besteht in Meuterei, ist schlecht be¬
waffnet und geübt und höchstens gegen Asiatische Horden brauchbar.
Noch elender ist die Seemacht, die nicht einmal im Stande ist die
Küsten gegen Seeräuber zu sichern und meistentheils nur aus Kriegs-
böten besteht. Die Staatseinnahme besteht zum Theil in Reis und
Getreide. Die Ausgaben sind weit geringer, so daß jährlich ein gro¬
ßer Überschuß bleibt. Die einzelnen Theile des Reiches sind:
I. China (schina).
Größe — 70 bis 80,000 Q. M. Lage zwischen 20° 9' bis
41§° N. B. Gränzen sind in W. und N. Hochasien, in S. Hinter¬
indien, in O. der östliche Ozean, der in N. den Busen von Korea
oder das Gelbe Meer (Hoanghai), in S. den Busen von
Tongking bildet. Ein Riesenbau, ein unten 25 F. breiter, nach oben
schmaler zulaufender, 20 bis 30 F. hoher, mit 10 bis 40 F. hohen
Thürmen besetzter Wall, dessen Seiten von Mauerwerk zusammen ge¬
halten werden, daher gewöhnlich Chinesische Mauer genannt, oben
gepflastert, und der über Berge (manche sind einige 1000 F. hoch),
selbst über Flüsse, 300 M. weit fortgeht und schon 250 vor Christo
vom Schihoangti zum Schutz gegen die benachbarten Nomadenstäm¬
me erbauet wurde, macht die Gränze gegen N., wird aber jetzt, da er
keinen Zweck mehr hat, nicht unterhalten und zerfällt daher. China
ist das östliche Borland von Hochasien. Von drei Seiten von hohen
Gebirgen mnschlossen besteht eö in den: mittleren östlichen Theile aus
einem großen Flachlande von den beiden Hauptströmen des Landes
durchflossen und wahrscheinlich, wie so viele andere Flachländer an und
zwischen den Mündungen großer Ströme, durch Anschwemmung gebil¬
det, da sowohl der Flußschlamm, als der durch die herrschenden Pas-
satwinde gegen die Küste getriebenen Meereswellen, den Anwachs des
Landes hier sehr befördern mußten; ein Land ohne alle Erhebung, voll
stehender Gewässer, Sümpfe, Lagunen, größtentheilS der fruchtbarste
Marschboden von zahllosen Kanälen auf eine Strecke von mehr als
120 M. weit durchschnitten, die wahre Kornkammer des Reiches, ein
Asiatisches Holland, nur mit großer Anstrengung gegen Überschwem¬
mungen geschützt. In Süden, Norden und Westen dieses Tieflandes
erheben sich Gebirge, meistentheils steil aus der Ebene aufsteigend, die
Stufen zum großen Hochlande, selbst im Sommer mit Schnee bedeckt,
und mit allen Erscheinungen der Alpenländer, aber sehr unbekannt und
nicht weniger unzugänglich, die beste Schutzwehr des Landes, da mir
wenig steile Pässe zu ihnen hinan führen. Zwei gewaltige Flüsse fol¬
gen der Abdachung des Bodens; nördlich der Hoangho, 430 M.
lang, tief aus dem Hochlande herkommend und in den Busen von
Petscheli mündend, südlicher der Jan tsekiang, größer als alle Strö¬
me der Erde mit Ausnahme des Maranhon. Er steht mit zwei be¬
deutenden Landseen dem Tongtinghu u. P oya nghu 120 und
60 Q.. M.) in Verbindung; hat zwar im Gebirge viele Wasserfälle und
Stromschnellen, fließt aber im Flachlande viel ruhiger fort als der
Hoangho; schon 100 M. vor seiner Mündung ist er ^M. breit.' Außer
diesen beiden Strömen und ihren zahlreichen Nebenflüssen bemerken