Nassau.
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Flachs, Hanf, Taback, Hopfen und Zichorien, Blei (12,000 Ztr.), Sil¬
ber (3500 Mark), etwas Rupfer (600 Itr.), wenig Salz auch pfeifen-
und Fayencechon gewonnen, mancherlei nützlicher anderer Mineralien
nicht zu gedenken. Nassau besitzt außer anderen Mineralquellen sieben der
berühmtesten Deutfchen Gesundbrunnen und Bader: Wiesbaden, Fa¬
chingen, Selters, Langenfchwalbach, Schlangenbad, Ems u. Geilnau,
welche jährlich 3 Millionen Krüge Mineralwasser versenden. Die Hauptbe¬
schäftigung ist wein-, Obst- und Getreide- auch Bergbau, weniger
Handel und Fabriken, obgleich es an letztern keinesweges fehlt. Leder,
Strümpfe, Leinewand, wollene Zeuge, Taback, Eisen- und Kupferwaaren
werden am meisten verarbeitet. Die Zahl der E. ist — 350,000. Dar¬
unter 186,000 Protestanten beider Cvnfefsionen und unter einem Bi¬
schöfe, seit 1817 zu einer Evangelischen Kirche vereinigt, 158,000 Ka¬
tholiken, besonders in den Ämtern Eltville, Hadamar, Königstein, Meudt,
Montabaur u. Rüdesheim, und 6000 Juden, auch etwa 200Menoniren.
Für wissenschaftliche und Volksbildung ist vorzüglich gesorgt. Landesuni¬
versität ist Görringen. Das Haus Nassau stammt vom Grafen Heinrich
dem Reichen (fl254), dessen Söhne walram und Orro die Stifter der
noch blühenden Zweige dieses Hauses sind. Orro ist der Sammvatcr der
königl. Familie in den Niederlanden, walram der Stifter der Nass
säuischen -Linie. Letztere theilte sich in mehre Zweige, die aber alle bis
auf die Linie weilburg ausgestorben sind. Die Linie Idstein erlosch
1721, Saarbrück 1797, Usingen 1816. Der Ottvnische Zweig erhielt
1570 durch Erbschaft das Französ. Fürstenth. Oranien (Orange) in der
Dauphinee und theilte sich in mehre Linien: Siegen, ausgestorben 1743,
Dillenburg ausgestorben 1676, Diey und Hadamar ausgestorben 1711.
Alle wurden 1648 und 1654 mit der fürstl. Würde bekleidet, welche 1737
auch die Walramsche Linie erhielt, deren Besitzungen etwa 60Q.M. groß
waren. Für die im Lüneviller Frieden abgetretenen überrheinischen Pro¬
vinzen — 20 Q. M. erhielt sie 1803 mehre Pfälzische, Mainzische, Trier-
sche und Darmstädtifche Gebiete — 36 Q. M. Im 1.1806 trat das Land
zum Rheinbunde, erhielt durch Mediatisirung der Fürsten von Wied, der
Grafen v. -Leiningen Westerburg u. a. eine Vergrößerung von 31Q. M.
und wurde zum Herzogrhum erklärt. Durch Verträge trat es 1815 an
Preußen einige N.Districte ab, erhielt dagegen mehre Besitzungen derOrro-
nifchen Linie (Vergl. Luxemburg u. Niederlande) und den größten Theil
der NiedergraffchafrRatzeneÜnbogen. Der Herzog Wilhelm, geb.1792,
regiert seit 1816. Die Regierung ist durch -Landstände beschränkt. Der
Herzog hat einen Sraarsrarh zur Seite; die höchste verwaltende Behörde
ist aber das Ministerium, unter dem das Rriegscollegium, die Regie¬
rung, die Generalsteuer- und Domainendirecrion, die Rechnungskam¬
mer und Oberrechnungscommission, und als Unterbehörden die Ämter
stehen. Die Justiz verwalten außer den Untergerichten zwei Criminalgc-
richte, zwei Hof- und Appellations- und ein Oberappellationsgericht.
Eintheilung in 28 Ämter.
Volger's Handb. d. Geograph. 2te Aufl.
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