Hannover. Bentheim. Ostfriesland. 267
Blühend durch Seehandel, Schiffbau, Sagemühlen, Segeltuchweberei,
Muschelkalkbrennerei und Torfstich.
15) Grafschaft Bentheim = 19Q.M. 26,000 E. Die Grafen von
Bentheim verpfändeten diese Provinz 1753 auf 30 Jahre an Hannover,
löseten sie aber nicht wieder ein. Napoleon gab sie 1804 gegen eine Sum¬
me zurück; dennoch wurde sie 1806 mediatisirt, 1807 der Hoheit des
Großherz. v. Berg unterworfen und 1810 mit Frankreich vereinigt. Han¬
nover ergriff 1813 wieder Besitz. Seit 1823 ist die Pfandfumme bezahlt
und die Grafschaft zur Srandesherrfchafr des Königreichs erklärt. Der
Graf wurde 1817 vom Könige von Preußen in den Fürstenstand erhoben.
Sie liegt in W. der Ems an der Vechte, welche die Dinkel u. Aa auf¬
nimmt, und ist nicht so kärglich ausgestattet wie Meppen. Der Boden
ist nur Geest, aber doch zum Theil recht fruchtbar. Es giebt hier einige
Waldung und die letzten Hügel der Wesifal. Gebirge, daher beträchtliche
Stein- und Steinkohlenbrüche. Schwefelquelle im BentheimerWalde.
Dorf ist in Überfluß, starke Viehzucht, Bienenzucht, Leineweberei, ei¬
niger Handel mit Holland, wenig Fabriken. Die E. sind der Mehrzahl
nach Reformirte, bedeutend ist aber auch die Zahl der Katholiken. Ein
reformirter Oberkirchenrath, 4 Städte, 2 Ämter. — Bentheim, 1700 E.
Fürstl. Iustizkanzlei, königl. Hoheitscommissariat. Altes Schloß auf einem
Berge, Pergamentbereitung.— Schntrorf an der Vechte, 1100E. Rath¬
haus mit dem Landesarchive, Pergamentbereitung. — Neuenhaus an der
Dinkel, 1300E. Schiffbauerei.— Nordhorn a. d. Vechte, 1250 E. Re¬
formirter Oderkirchenrath. Altes Schloß. Schifffahrt und Handel. —
Sildehaus, Dorf, 1000 E. Weberei, Steinbrüche.
VI. Landdrostei Aurich.
16) Fürstench. Gstfriesland — 52^ Q-M. 152,000 E. Es war ehe¬
mals unter mehre sogenannte Häuptlinge vertheilt, kam aber seit 1458
unter die Herrschaft der Familie Zirkfena, die das Land als Grafschaft,
seit 1657 als Fürstenrhum befaß. Nach dem Tode des letzten Fürsten
Aarl Edzard 1744 nahm es Preußen in Besitz. Seit 1806 war cs
Holländische, seit 1810 Französische Provinz, 1815 war es an Hanno¬
ver abgetreten. Die Nordsee begränzt fast die Hälfte des Landes und bil¬
det den 2tzM. großen, von 1277 bis 1287 durch Einbruch des Meeres ent¬
standenen Meerbusen Dollart, in welchen sich die Ems, die bis Halte
Seeschiffe trägt und noch bei Rhene Ebbe und Fluth hat, mit der Leda,
welche in zwei Armen aus Oldenburg kommt und die Jümme aufnimmt,
ergießt. Die übrigen Gewässer des Landes sind Bäche, Kanäle (Tiefe)
und kleine Landseen (Meere). Die Provinz ist ihrer natürlichen Beschaf¬
fenheit nach ganz dem Fürstenth. Bremen zu vergleichen; der Rand die
fruchtbarste Marsch des ganzen Königreichs, das Innere Moor u. Heide.
Eine bis ^ Meile breite Sandstrecke trennt das innere Moor von der Küste.
Diese kann nur durch kostbare Dämme, 36ZM. lang, bis 24 F. hoch, ge¬
gen die Meereswellen so wie durch 83 Sichle (Schleusen in den Deichen)
geschützt werden, denn sie ist so niedrig, daß die gewöhnliche Fluth sie
größtentheils bedecken würde. Das ganze Land ist eine Ebene, die sich