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Ebenso bedingt die Menge und Form des Niederschlags die
Art der Vegetation; so bleiben z. B. in Gegenden, wo kein
Schnee fällt, die meisten Gewächse auch während des Win¬
ters lebendig, sie perenniren, während in kälteren Gürteln
fast alle durch periodisches Absterben (Laubfall) charakterisirt
werden; so verlangen einige ein trockenes, andere ein feuch¬
tes Klima u. s. w. —
Die Pflanzen sind daher die Verkündiger des
wahren Klimas, und ihr Vorkommen in niederen oder
höheren Breiten, geringeren oder größeren Entfernungen vom
Meeres-Horizont verschafft uns die natürlichen Unterabthci-
lungen der durch die Niederschlagsformen bestimmten klima¬
tischen Hauptgürtcl und Haupt-Regionen der Erde.
Die Schneegrenze ist in diesrr Beziehung zugleich die
Grenze alles Pflanzenwuchses, Vegetations-Grenze überhaupt;
in ähnlicher Art, wie diese, wie die Äquatorial- und untere
Grenze des veränderlichen Niederschlags in ihrer Richtung
und Erhebung manche Abweichungen zeigen, — in derselben
Meise und aus denselbeu Ursachen konstruiren sich auch die
Grenzen, die das Fortkommen der Pflauzenartcn bezeichnet!,
die Vegetations-Grenzen.
Diese sind also doppelter Art, indem sie das Fortkom¬
men der. Pflanzen sowohl nach ihrer Entfernung vom Äqua¬
tor als vom Meeres-Niveau bezeichnen; deshalb sprechen
wir von der Polar- wie von der oberen Grenze z. B. des
Baumwuchscs, der Getreidcarten rc., ja cs müssen, insofern
gewisse Gewächse nur einen bestimmten Wärmegrad ertragen,
auch ihre Äquatorial- so wie ihre unteren Grenzen
zur Sprache kommen. — Die Vegetations-Kurven sind in¬
deß noch mehr als die Niederschlagsgrenzen von lokalen Ein¬
flüssen bedingt, weshalb wir sie erst ziehen, nachdem wir jene
Einflüsse kennen gelernt haben.