268 Absetzn. 3. Von den auf d. Entwickel. d. Menschh. einwirk, inneren Urs.
treffenden Völker nicht blos in seinen äußeren Gestaltungen und
Erscheinungen auffassen, sondern auch in seinen inneren Mo¬
tiven und Grundelementen begreifen zu können. — Kommen
wir dagegen nun, mit der Betrachtung der geoffenbarten Re¬
ligionen, auf einem bekannteren Gebiete an, so sind jene dog¬
matischen Erörterungen sehr wohl zu entbehren, und es scheint
für das Bedürfniß, so wie für den Zweck dieser Schrift voll¬
kommen zu genügen, wenn nur die Bedeutung dieser Reli¬
gionen herausgehoben wird, wenn nur die Hauptgesichtspunkte
festgestellt werden, aus denen sich der Einfluß derselben auf
die Entwickelung der Menschheit ergibt. —
Nach den Erörterungen des vorigen Paragraphen kann
es nur Eine wahre Religion geben. Diese, die sogenannte
absolute Religion der neueren philosophischen Schule, ist
das Christenthum, die Religion des neuen Bundes.— Aber
so wie diese, wie der Name sagt, eine andere ältere voraus¬
setzt, so wurzelt, ja so beginnt sie auch in einer solchen, und
kann nicht wohl ohne die letztere ganz verstanden und begrif¬
fen werden. Dies ist bekanntlich die Religion des alten
Bundes, das In den th um, die Religion der Hebräer, de¬
ren in alle Welt zersprengte Nachkommen heute zwar aufge¬
hört haben, einen Staats-, nicht aber einen Religions¬
verein zu bilden. Schon allein deswegen dürfte eine Betrach¬
tung ihrer Religion nicht zu umgehen seyn, weil es eben
allein diese ist, welche ihnen, wie den Parsen, den Resten der
Anhänger der Zend-Religion, eine eigenthümliche Nationa¬
lität erhalten hat. —
Im Iudenthume hat sich der Gegensatz zwischen Gott
und Welt, Endlichem und Unendlichem, Recht und Unrecht,
so wie das Gefühl der Abhängigkeit der Welt und des Men¬
schen von Gott zuerst frei herausgestellt; es ist dadurch je¬
der Art von Heidenthum auf eine bestimmte, scharf ausge¬
sprochene Weise entgegengetreten. Zwar hat schon der Dua¬
lismus der Zend-Religion den Gegensatz von Recht und Un¬
recht, Gut und Böse aufgefaßt, denselben sogar zum Grund¬
gedanken des ganzen religiösen Bewußtseyns gemacht, jedoch
damit die höhere Idee einer ewigen, Einigen, schöpferischen