Full text: Anfangsgründe der Mathematischen Geographie für mittlere und obere Klassen der Gymnasien

46 
daß dieses nicht der Fall ist. Ueberdem finden auf der 
Erde alle Jahreszeiten zugleich Statt, so daß die südliche 
Halbkugel Sommer hat, wenn in der nördlichen Winter 
ist, und umgekehrt. Die Verschiedenheit der Entfernung 
der Sonne, von uns kann also nicht die Ursache der Ver¬ 
schiedenheit der Wärme im Sommer und Winter seyn.— 
Wenn man die Höhe, welche die Sonne bei ihrem 
Durchgang durch den Meridian eines Orts erreicht, täg, 
lich mißt, so findet man, daß dieselbe veränderlich ist, 
und zwar fällt die wärmere Jahreszeit allezeit mit der 
Periode zusammen, in welcher die Sonnenhohe am grö߬ 
ten ist. Vergleicht man überdieß mehrere Oerter oder 
Gegenden der Erde untereinander, so findet man, daß 
das Klima da im Ganzen am wärmsten ist, wo die größte 
Höhe, welche die Sonne im Jahr erreicht, größer als 
an andern Orten ist. Die Verschiedenheit der Wärme 
hängt also davon ab, ob die Sonnenstrahlen senkrecht, 
oder mehr oder minder schief auf den Horizont eines 
Ortes herabfallen. Dieses kann auch nicht anders seyn. 
Die Sonnenstrahlen sind nämlich als eine unendliche 
Masse von Strahlen (fig. 15) anzusehen, die nach pa¬ 
rallelen Richtungen fortgehen. Hält man denselben ir¬ 
gend eine bestimmte Fläche a b unter einem rechten Win¬ 
kel entgegen, so wird diese mehr Strahlen anffangen, 
als wenn dieses unter einem schiefen Winkel (in der 
Lage a c) geschieht; und zwar wird sie um so weniger 
auffangen, je schiefer der Winkel ist, unter welchem sie 
von denselben getroffen wird. — Nun ist aber auch 
leicht einzusehcn, daß wegen der jährlichen Bewegung 
der Sonne in der Ekliptick, ihre größte Höhe über dem 
Horizont desselben Ortes sich täglich ändern müsse. Steht 
nämlich die Sonne in der Ekliptick bei e (fig. 11), so 
beschreibt sie an diesem Tage, durch die tägliche Umdre¬ 
hung des Himmels, den Parallelkreis e 1 q f b. h. den 
nördlichen Wendekreis. Sie geht' also bei e durch den 
einander sehr nahe, Parallelstriche gezogen sind, so kann 
man, wenn man das Fernrohr nach der Sonne richtet, 
finden, wie viele dieser Parallelstriche das Bild der Sonne 
einnimmt. Hierdurch läßt sich der scheinbare Durchmesser 
derselben im Sommer mit dem im Winter vergleichen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.