Full text: Anfangsgründe der Mathematischen Geographie für mittlere und obere Klassen der Gymnasien

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Linie zwischen beiden Polen) herum. Vermöge der zwei¬ 
ten, beschreibt sie in einem Jahr eine große kreisförmige 
Bahn um die Sonne, und bringt dadurch den Unter¬ 
schied der Jahreszeiten hervor. Wir wollen von jeder 
dieser Bewegungen besonders handeln. 
§. 42. Bei der Untersuchung über die Bewegung 
der Erde kommen zwei Fragen vor, nämlich: 1) Kön¬ 
nen am Himmel dieselben Erscheinungen, so wie sie uns 
die Erfahrung kennen lehrt, sowohl durch die Bewegung 
der Erde, als auch durch die des Himmels und der 
Sterne hervorgebracht werden? 2) Wenn dieses möglich 
ist, welche Gründe gibt es alsdann, wodurch die Be¬ 
wegung der Erde entweder gewiß oder wenigstens viel 
wahrscheinlicher gemacht wird, als die des Himmelsge¬ 
wölbes und aller Sterne? — Was das erste betrifft, 
so ist leicht einzusehen, daß, wenn wir annehmen, die 
Erde drehe sich in 24 Stunden um ihre Achse, und zwar 
von Westen nach Osten ( nämlich nach der entgegenge¬ 
setzten Richtung, als nach welcher die Umdrehung des 
Himmelsgewölbes zu geschehen scheint), dadurch der 
tägliche Auf- und Untergang der Gestirne für uns ge¬ 
rade so erfolgen müße, wie auch durch die Umdrehung 
des Himmels selbst. Um dieses deutlicher zu übersehen, 
so sey (Fig. 17) a b y a c ber Erd-Aequator, a ir¬ 
gend ein Punkt desselben, dessen Horizont ( den man sich 
auf der Ebene des Papiers oder der Tafel senkrecht den¬ 
ken muß ), den Aequator in der Linie F e schneide. Be¬ 
findet sich nun östlich von a bei b irgend ein Gegen¬ 
stand, etwa ein Berg, und eben so westlich von a bei 
c ein anderer Gegenstand, ein Thurm u. s. f., so wird 
ein Stern e, der in der Linie a e steht, dem Beobach¬ 
ter bei a über der Spitze des Berges bei Ir hervorzu¬ 
kommen, und, indem er einen Bogen, der mit dem Aequa¬ 
tor in einer Ebene liegt, beschreibt, sich immer höher 
über den Horizont nach e u. s. f. zu erheben, durch den 
Scheitel durchzugehen, und endlich westlich von a hinter 
der Spitze des Thurms bei c unterzugehen scheinen. Al¬ 
lein ganz dasselbe wird erfolgen, wenn sich der Punkt a 
im Aequator nach der Richtung a a' b' « herumdrcht. 
Ist nämlich bei dieser Umdrehung der Punkt a nach a',
	        
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