Full text: Anfangsgründe der Mathematischen Geographie für mittlere und obere Klassen der Gymnasien

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sen wäre, daß die Sterne, ungeachtet ihrer Bewegung, 
ihre Lage gegeneinander und gegen den Pol nicht änder¬ 
ten. Die Alten, um diese Schwierigkeit zu umgehen, 
sahen sich zu der unwahrscheinlichen Annahme gezwun¬ 
gen, das Himmelsgewölbe scy in eine feste Hülse einge- 
schlossen, woran die Sterne festhafteten. Bei der Vor¬ 
aussetzung von der Umdrehung der Erde um ihre Achse 
erklärt sich aber jener Umstand von selbst. Wenn der 
Himmel sich um die Pole herumdrehte, so wäre es höchst 
wahrscheinlich, daß diese Himmelspole sich auch äußerlich 
durch Etwas auszeichneten. Allein dieses ist gar nicht der 
Fall, so wie dieses sich auch, wenn die Erde der be¬ 
wegte Körper ist, von selbst versteht; indem diese Pole 
alsdann auf den Himmel gar keine Beziehung haben, son¬ 
dern nur die Punkte sind, die den Erdpolen gerade gegen¬ 
überstehen. Von vielen unter den Planeten ist es erwiesen, 
daß sie sich um ihre Achse drehen, und bei den übrigen 
hindern besondere Umstände, diese Achsenumdrehung wahr- 
uehmen zu können. Man bemerkt nämlich auf der Ober¬ 
fläche vieler Planeten gewisse Flecken, die nach und nach 
von einem Rande der Scheibe des Planeten zum andern 
gehen, dann eine Zeitlang verschwinden, und endlich an 
dem andern Rande wieder zum Vorschein kommen, wel¬ 
ches einen sichern Beweis liefert, daß sich der Planet 
um seine Achse dreht. Da nun unsere Erde ebenso, wie 
die Planeten ein in dem Universum schwebender dunkler 
Körper ist, der sein Licht von der Sonne erhält, so ist 
es schon dadurch höchst wahrscheinlich, daß die Erde sich 
ebenfalls um ihre Achse dreht. 
A n m e r k. Als Einwurf gegen die Umdrehung der 
Erde um ihre Achse hat man angeführt, daß wir von 
dieser Bewegung gar nichts gewahr werden. Einige 
glaubten, wenn die Erde sich von Westen nach Osten 
drehte, so müßte man von Osten nach Westen einen weit 
größern Weg abmachen können, als in umgekehrter Rich¬ 
tung. Allein dies erklärt sich leicht durch den Unter¬ 
schied zwischen, der absoluten und der relativen Bewe¬ 
gung. Da nämlich Alles auf der Erde befindliche die 
Bewegung derselben gemeinschaftlich hat, so erfolgt die 
Veränderung des relativen Orts auf derselben nur durch 
den Unterschied der Bewegung eines Punktes gegen die 
der übrigen.
	        
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