pantheistisches Weltbild, das sie mit Anlehnung an Heraklit entwarf, eine 
damit nicht ausgeglichene Ethik, die als einziges Gut die nur durch philo¬ 
sophische Einsicht zu erwerbende Tugend anerkennt. Die starre Anschauung, 
dass der Mensch entweder ein ganz auf sich selbst gestellter, vom äusseren 
Weltlauf, wie von Trieben und Affekten unabhängiger Weiser oder schlecht¬ 
hin das Gegenteil sei, wurde bald gemildert, indem die Stoiker den dem Ideal 
entgegenstrebenden Menschen (jzqoxojitwv) dazwischen stellten. Durch ihre 
entschiedene Betonung des Pflichtbegriffs förderte die Stoa das gesellschaft¬ 
liche und staatliche Leben, aber ihr Kosmopolitismus war den Sonderinteressen 
der einzelnen Staaten und Nationen abträglich. Die Yolksreligion verwarf sie 
nicht gänzlich, sondern suchte ihr durch Aus- und Umdeutung Berechtigung 
zu geben. Im Gegensätze zur Stoa lehrte der athenische Bürger Epikur 
auf Grundlage der im Sinne seichter Aufklärerei erfassten und übernommenen 
Atomistik Demokrits, dass das einzige Gut die in der Lust beruhende indi¬ 
viduelle Glückseligkeit sei, und dass diese durch Befreiung von allem die Seelen¬ 
ruhe (äzaga&a) störenden Wahn, besonders von der Furcht vor den Göttern und 
vor dem Tod, zu verschaffen die einzige Aufgabe der Philosophie und überhaupt 
des menschlichen Erkennens sei. Demgemäss ist auch die Ethik des Epikureis- 
mus durchaus atomistisch, sie lehrt einen feinen raffinierten Egoismus des 
ästhetischen Lebensgenusses und kennt und pflegt als_ einzige höhere Lebens¬ 
gemeinschaft nur die Freundschaft. Die Stoa, die mit der Zeit ihre Lehren 
mannigfach abänderte, erneuerte gewissermassen den Kynismus, der Epiku- 
reismus, der sich stets wesentlich gleichblieb, die Lehre Aristipps. Gegen¬ 
über dem Streit der vier Schulen der Akademiker, der Peripatetiker, der 
Stoa, des Epikur bildete sich nach und nach zu einer festen Lehre der Skep- 
ticismus aus, d. h. die Anschauung, dass dem Menschen ein wirkliches 
Wissen überhaupt nicht möglich sei. Pi/rrhon von Elis lehrte um 300, dass 
man sich über das Wesen der Dinge und die Aufgaben des menschlichen 
Lebens des Urteils enthalten müsse; diese Enthaltung ßjioyj) ermögliche 
allein die Seelenruhe, die glücklich mache. Durch Arkesilaos (f 241) wurde 
der Skepticismus zunächst wegen seiner Brauchbarkeit zur Bekämpfung der 
Stoa in der sog. mittleren Akademie herrschend, deren bedeutendster Vertreter 
Karneädes (f 129) war. Um aber den Forderungen des Lebens zu genügen, 
unterschied die mittlere Akademie verschiedene Abstufungen der Wahrschein¬ 
lichkeit. 
Als Sprache der Prosa bildete sich das sogenannte Gemeingriechisch, die 
xoivrj diäfaxros aus, die aus der Umgangssprache Wortformen, Wörter und 
Konstruktionen aufnahm und, da auch manche geborene Barbaren griechisch 
schrieben, mit „SolöJcismen“ durchsetzt wurde. Da die altnationale Religion 
immer weniger inneren Trost und Frieden gewährte, so suchten sehr viele 
diesen Mangel zu ergänzen durch Pflege orientalischer, besonders ägyptischer, 
kleinasiatischer und persischer Kulte, die nicht selten geheim waren. Die Ver¬ 
götterung gestorbener oder auch noch lebender Menschen, besonders von Ge¬ 
walthabern, nahm immer mehr zu. 
Von den bildenden Künsten wurden Plastik und Architektur 
mit Aufwand reicher Mittel gepflegt, besonders rege und erfolgreich von den 
pergamenischen Herrschern und auf Rhodos. Auch bei Anlage oder Erweite¬ 
rung von Städten befolgte man künstlerische Gesichtspunkte (sogen. Raum¬ 
poesie). Von der pergamenischen Kunst, die durch Verherrlichung der Gallier- 
kämpfe (Attalos I.) die Historienbildnerei im eigentlichen Wortsinne entwickelte, 
sind erhalten u. a. der „sterbende Fechter“, die Galliergruppe der Villa Ludo- 
visi und die einer späteren Zeit angehörenden, 1878 aufgefundenen und jetzt 
in Berlin befindlichen, Reliefs des Gigantenfrieses des pergamenischen Opfer¬ 
altars. Erhaltene Werke der für das südwestliche Kleinasien massgebenden 
rhodischen Kunst sind die Laokoongruppe (im Original ?) und der von Künst-
	        
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