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Nord-Amerika.
noch nicht völlig bekannt. Das umgebende Meer kann nämlich nur 4 bis 6 Wo¬
chen im Jahre befahren werden, manches Jahr auch gar nicht. Unsere Kenntniß
von dieser Gegend haben wir besonders erlangt durch Davis, Hudson, Bassin,
Mackenzie, Franklin, Parrh, Roß, Beachy, Back, Scoresby u. a., von denen
mehrere ausgesendet waren, die Nordweft-Passage zu suchen, d. h. einen Weg
nördlich um Amerika zur Behringsstraße. 1850 ist dieselbe von Capt. M'Clure
durchsegelt. Diese Gegenden haben dieselben Produkte wie Grönland. Die Davis¬
straße und Baffinsbay sind reich an Walsischen, Seehunden und Fischen, und
werden vom Juni bis September von Walsischfängern besucht. Das amerikanische
Rennthier, das nicht gezähmt wird, der Moschus-Ochse, der Eisbär, der amerika¬
nische Wolf, der arktische Fuchs, der amerikanische Hermelin, der Polarhaase und
ein Lemming bewohnen diese Gegenden in mäßiger Anzahl.
§ 382. Den größten Theil bilden die Hudsonsbay-Länder und die
Länder an der Nordwestküste oder Neu-Britannien und das Nordwest-Gebiet. —
Im Osten liegt das mit steilen Ostküsten versehene Labrador, eins der unwirth-
barsten Länder der Erde: Wald, Gebirge und Eis. Das Klima ist sehr rauh;
nur die südliche Hälfte ist gut bewaldet; Kartoffeln, Kohl und Rüben werden ge¬
zogen. Die Eidergänse sind zahlreich an den Küsten und das gewonnene Pelzwerk
ist ausgezeichnet. Es wird von Algonkin-Indianern und von etwa 4000 Eskimos
bewohnt, von denen einige, namentlich durch die Herrnhuter-Colonien, in gesittete
Christen umgewandelt sind. — Westlich davon liegt Neu-Wales (Wehls), das
ebenso rauh ist, nur mit einigen Forts besetzt und nur von Pelzjägern besucht,
und noch westlicher englisch Oregon nebst der Vancouvers-Insel u. a.
Diese Länder sind 38 mal so groß als Preußen, und haben } der Bewohnerzahl
Berlins. Die Art des Verkehrs haben die Engländer hier von den Franzosen,
welche vor ihnen hier häuften, angenommen, und derselbe wird, namentlich mit
den Indianern, durch die sogenannten Waldläufer bewerkstelligt. Daher gelten
hier für Alles französische Namen, und die Verkehrssprache ist noch durchweg die
französische. Das Hauptprodnkt, die Biberfelle, hat in neuerer Zeit sehr abgenom¬
men. Den Pelzhandel treiben: die Nordwest- und Hudsons-Bah-Compagnie in
London; die amerikanische Pelzwaaren-Compagnie in New-L)ork; die russisch-ame¬
rikanische in Moskau; die dänisch-grönländische in Kopenhagen. — Nord-Amerika
liefert im Jahre: 12.000 Bären, 59.700 Biber, 86.250 Marder, 25.800 Wiesel,
323.300 Mnsquasch oder Moschusratten (Fiber zibethinus), 498.670 Seehunde. —
An der N.O.-Küste von Labrador sind bei den Eskimos die 4 Herrnhuter-Colo¬
nien Hebron, Okkak, Nain und Hössenthal, mit 1155 Bew. angelegt.
§ 383. Colonisirte Provinzen sind:
1) Neufundland, nahe so groß wie Portugal, eine hohe Granit-Insel,
deren Süd- und Ostküste immer im Nebel liegen; es ist im Inneren mit Seen und
Sümpfen bedeckt und ganz uncultivirt. Die Wälder bestehen aus Pechtannen,
Birken und Lärchen. Die Viehweiden sind ziemlich gut. Die Kartoffel kommt
noch fort, Korn aber nicht. An Wild fehlt es nicht. Der echte Neufundländer-
Hund ist sehr selten geworden. Es hat über 100.000 Bewohner, die aber nur
an den Küsten wohnen, liefert Seehundsfett und Pelzwerk und hat den größten
Stockfisch- und Lachsfang. Zu demselben, der im April stattfindet, haben sich
z. B. 1849: 6159 Schiffe eingefunden. — St. John, 15 E.
2) Prinz Edwards, ist eine an Getreide ergibige, fruchtbare Insel, welche
Bauholz und Fische ausführt.
3) Halbinsel Neu-Schottland und Insel Cape Breton: Fels, höchstens
bis 700 F. hoch, und Wald; sie sind zu } mit Seen bedeckt und reich an Stein
kohlen und Eisen. Fischfang und Gemüsebau sind wichtig. Der Handel ist sehr
im Zunehmen. Darin Halifax, 38 E., die großen Fischfang treiben und mit
Fischen und Holz handeln.