Full text: Abriß der Geographie zum Gebrauche für Schüler höherer Lehranstalten

142 
Nord-Amerika. 
noch nicht völlig bekannt. Das umgebende Meer kann nämlich nur 4 bis 6 Wo¬ 
chen im Jahre befahren werden, manches Jahr auch gar nicht. Unsere Kenntniß 
von dieser Gegend haben wir besonders erlangt durch Davis, Hudson, Bassin, 
Mackenzie, Franklin, Parrh, Roß, Beachy, Back, Scoresby u. a., von denen 
mehrere ausgesendet waren, die Nordweft-Passage zu suchen, d. h. einen Weg 
nördlich um Amerika zur Behringsstraße. 1850 ist dieselbe von Capt. M'Clure 
durchsegelt. Diese Gegenden haben dieselben Produkte wie Grönland. Die Davis¬ 
straße und Baffinsbay sind reich an Walsischen, Seehunden und Fischen, und 
werden vom Juni bis September von Walsischfängern besucht. Das amerikanische 
Rennthier, das nicht gezähmt wird, der Moschus-Ochse, der Eisbär, der amerika¬ 
nische Wolf, der arktische Fuchs, der amerikanische Hermelin, der Polarhaase und 
ein Lemming bewohnen diese Gegenden in mäßiger Anzahl. 
§ 382. Den größten Theil bilden die Hudsonsbay-Länder und die 
Länder an der Nordwestküste oder Neu-Britannien und das Nordwest-Gebiet. — 
Im Osten liegt das mit steilen Ostküsten versehene Labrador, eins der unwirth- 
barsten Länder der Erde: Wald, Gebirge und Eis. Das Klima ist sehr rauh; 
nur die südliche Hälfte ist gut bewaldet; Kartoffeln, Kohl und Rüben werden ge¬ 
zogen. Die Eidergänse sind zahlreich an den Küsten und das gewonnene Pelzwerk 
ist ausgezeichnet. Es wird von Algonkin-Indianern und von etwa 4000 Eskimos 
bewohnt, von denen einige, namentlich durch die Herrnhuter-Colonien, in gesittete 
Christen umgewandelt sind. — Westlich davon liegt Neu-Wales (Wehls), das 
ebenso rauh ist, nur mit einigen Forts besetzt und nur von Pelzjägern besucht, 
und noch westlicher englisch Oregon nebst der Vancouvers-Insel u. a. 
Diese Länder sind 38 mal so groß als Preußen, und haben } der Bewohnerzahl 
Berlins. Die Art des Verkehrs haben die Engländer hier von den Franzosen, 
welche vor ihnen hier häuften, angenommen, und derselbe wird, namentlich mit 
den Indianern, durch die sogenannten Waldläufer bewerkstelligt. Daher gelten 
hier für Alles französische Namen, und die Verkehrssprache ist noch durchweg die 
französische. Das Hauptprodnkt, die Biberfelle, hat in neuerer Zeit sehr abgenom¬ 
men. Den Pelzhandel treiben: die Nordwest- und Hudsons-Bah-Compagnie in 
London; die amerikanische Pelzwaaren-Compagnie in New-L)ork; die russisch-ame¬ 
rikanische in Moskau; die dänisch-grönländische in Kopenhagen. — Nord-Amerika 
liefert im Jahre: 12.000 Bären, 59.700 Biber, 86.250 Marder, 25.800 Wiesel, 
323.300 Mnsquasch oder Moschusratten (Fiber zibethinus), 498.670 Seehunde. — 
An der N.O.-Küste von Labrador sind bei den Eskimos die 4 Herrnhuter-Colo¬ 
nien Hebron, Okkak, Nain und Hössenthal, mit 1155 Bew. angelegt. 
§ 383. Colonisirte Provinzen sind: 
1) Neufundland, nahe so groß wie Portugal, eine hohe Granit-Insel, 
deren Süd- und Ostküste immer im Nebel liegen; es ist im Inneren mit Seen und 
Sümpfen bedeckt und ganz uncultivirt. Die Wälder bestehen aus Pechtannen, 
Birken und Lärchen. Die Viehweiden sind ziemlich gut. Die Kartoffel kommt 
noch fort, Korn aber nicht. An Wild fehlt es nicht. Der echte Neufundländer- 
Hund ist sehr selten geworden. Es hat über 100.000 Bewohner, die aber nur 
an den Küsten wohnen, liefert Seehundsfett und Pelzwerk und hat den größten 
Stockfisch- und Lachsfang. Zu demselben, der im April stattfindet, haben sich 
z. B. 1849: 6159 Schiffe eingefunden. — St. John, 15 E. 
2) Prinz Edwards, ist eine an Getreide ergibige, fruchtbare Insel, welche 
Bauholz und Fische ausführt. 
3) Halbinsel Neu-Schottland und Insel Cape Breton: Fels, höchstens 
bis 700 F. hoch, und Wald; sie sind zu } mit Seen bedeckt und reich an Stein 
kohlen und Eisen. Fischfang und Gemüsebau sind wichtig. Der Handel ist sehr 
im Zunehmen. Darin Halifax, 38 E., die großen Fischfang treiben und mit 
Fischen und Holz handeln.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.