Full text: Lehrbuch der Geographie

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Einleitung. 
Ein Tag im Monde dauert gegen 28 Erdentage; während seiner Nacht wird 
er von der Erde erhellt, deren Anblick auf dem Monde um so prächtiger 
sein muß, da sie mehr als zwölsinal größer erscheint, als der Mond. — 
Der Mond übt auf die Erde einen mächtigen Einfluß aus. Seine Bewe¬ 
gung bestimmt oft die Richtung des Windes und reinigt die Luft von schäd¬ 
lichen Dünsten; er bewirkt die regelmäßige Wiederkehr von Ebbe und Fluth 
und verhindert dadurch, daß das Meey in Fäulniß gerathe; er erseht in 
der Nacht das mangelnde Sonnenlicht und zerstreut mit seinem milden 
Glanze ihr langes, unheimliches Dunkel. Mit Recht sagt die h. Schrift: 
„Der Mond ist der Reiz des Himmels, die Glorie der Sterne, eine Zierde, 
welche Licht in die hehren Räume des Herrn ergießt." 
Daß die Sonne feststehe und die Erde, der Mond und viele andere 
Sterne sich um sie herumbewegen, ist eine Erkenntniß, zu welcher die Menschen 
erst allmälig durch eifriges Nachdenken und Untersuchen, und nach größerer 
Vervollkommnung der nothwendigen Hülfsmittel gelangen konnten. Die Vor¬ 
stellung der Alten vom Weltall entsprach dem Augenschein. Sie dachten sich 
die Erde als Scheibe, über ihr den Himmel als Gewölbe, welches wie eine 
hohle Kugel die Erde umgebe und in welchem die Gestirne gleich goldenen 
Nägeln sich befinden. Allmälig wurde die Anschauung klarer und vollkom¬ 
mener. Der gelehrte Aegyptier Ptolomäus wurde 130 n. Chr. der Grün¬ 
der eines vollständigen Systems, welches nach ihm das Ptolomäische ge¬ 
nannt wird. Diesem Systeme gemäß ist die Erde eine Scheibe, selbst unbe¬ 
weglich, aber von den Gestirnen in 24 Stunden umkreiset. Zunächst um die 
Erde herum ist die Region der Luft, dann kommt die des Feuers, dann der 
Reihe nach als Wandelsterne Mond, Mercur, Venus, Sonne, Mars, Jupi¬ 
ter, Saturn, und endlich die Region der Fixsterne. Alles ist von der Ur¬ 
kraft umfaßt, die es treibt, und beschreibt täglich einen Kreis von Ost nach 
West, wobei jedoch jeder der Planeten außerdem noch seine besondere Bewe¬ 
gung hat, da sie um so mehr hinter den Fixsternen zurückbleiben, je näher 
sie sich der Erde befinden. — Wie unvollkommen nach unsrer jetzigen Er¬ 
kenntniß auch diese Anschauung fein mag, so müssen wir uns doch wundern, 
wie weit es die Alten schon in der Beobachtung des Himmelsgewölbes ge¬ 
bracht hatten. Um sich unter den vielen Sternen, welche sie wahrnahmen, 
leichter zurechtzufinden, faßten sie dieselben in Gruppen zusammen, und dach¬ 
ten sie sich in bestimmten Figuren, welche Sternbilder hießen. In dersel¬ 
ben Weise verfährt man auch jetzt noch. Wir finden die Sternbilder aus den 
Stern- oder Himmelskarten verzeichnet. Der große, kleine Bär, der Orion, 
die Wage, die Leier .... sind Namen für solche Sternbilder, deren jetzt 
etwa hundert angenommen werden. Die wichtigsten dieser Sternbilder sind 
die des Thierkreises (Zodiacus) d. i. diejenigen Sternbilder, durch welche 
sich, um nach der Anschauung der Alten zu reden, die Sonne in ihrem Laufe 
um die Erde hindurch bewegt. Sie heißen: Widder, Stier, Zwillinge (Früh¬ 
lingszeichen), Krebs, Löwe, Jungfrau (Sommerzeichcn), Wage, Skorpion, 
Schütze (Herbstzeichen), Steinbock, Wassermann, Fische (Winterzeichen).
	        
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