Einleitung.
Man sieht, wie viel Wahres und Richtiges trotz der unrichtigen Grund¬
anschauung in diesem Systeme schon vorhanden ist. liegt. Daß die Sonne sich
fortbewege, auf- und untergehe, emporsteige, ihren Lauf vollende u. s. w. glaub¬
ten sie dem Augenschein, und von ihm getäuscht drängten sie Zweifel, welche
bei ernstem Nachdenken entstehen mußten, leicht zurück. Warum sollten, mußten
sie sich fragen, so ungeheuer große Körper um die kleine Erde sich bewegen?
Ist es wahrscheinlich, daß alle die andern Weltkörper, deren Entfernung von
der Erde so sehr verschieden ist, sich in derselben Zeit von 24 Stunden
um die Erde bewegen? Diese und ähnliche Fragen ließen sie jedoch un¬
beantwortet, und vierzehn Jahrhunderte hindurch blieb das Ptolomäische
System das allein gültige. Endlich stellte Copernicus, Canonicus des
Domstifts zu Frauenburg in Preußen, um 1542 ein neues Weltsystem auf,
welches allmälig allgemeine Annahme gefunden, weil es die wichtigsten Gründe
für sich hat und alle Himmelserscheinungen sich nach ihm am besten erklären
und berechnen lassen. Es ist das noch jetzt herrschende Copernicanische
System, demgemäß die Sonne stille steht, und die Erde mit den übrigen
Planeten sich um sie herumdreht, ein System, welches von so mächtigen
Gründen unterstützt wird, daß man an seiner Nichtigkeit nicht zweifeln kann.
„Die Himmel erzählen die Ehre Gottes." Der gestirnte Himmel ist
dem Menschen nicht bloß ein glänzendes Schauspiel von Größe und Pracht,
sondern ein unwiderstehlicher Beweis von der unendlichen Macht, Weisheit
und Güte Gottes, des Schöpfers. Der Blick, den wir forschend in das
Weltall werfen, wovon unsre Erde ein so kleiner Theil, gleichsam nur ein
Punkt ist, muß uns mit Staunen und Bewunderung erfüllen, das Ge¬
fühl der Ohnmacht und Abhängigkeit einerseits, und anderseits die berech¬
tigte Sehnsucht in uns erwecken, dahin zu gelangen, wo das Dunkel, wel¬
ches hienieden noch unsre Erkenntniß umhüllt, erhellt sein wird durch das
Licht der ewigen Wahrheit.
Unsere Aufgabe ist es nun, die Erde, den Planeten, welchen der Schöp¬
fer uns zur Wohnstätte angewiesen hat, näher kennen zu lernen. Die Wis¬
senschaft, welche uns dazu behülflich ist, heißt Erdbeschreibung oder
Geographie.
§.2. Eintheilung der Geographie.
Die Geographie wird eingetheilt in:
1) die mathematische, welche von der Erde als Weltkörper, und
von ihrer Gestalt, Größe, Bewegung handelt;
2) die physische, welche die natürliche Beschaffenheit der Erdober¬
fläche, die Länder, Meere, Gebirge, Seen, Flüsse, die Produkte
der Erde re. beschreibt;
3) die politische, welche die Vertheilung der Erdoberfläche unter
Völker und Staaten kennen lehrt.