Object: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

46 
4 
26. Der Starnberger See (Würmsee). 
land erworben haben. Vor dem Gebäude steht auf erhöhtem Postamente 
der Koloß der Bavaria, jenes Kunstwerk des Erzgusses, welches wie an 
Größe, so an Schönheit alles übertrifft, was die neuere Zeit derartiges 
hervorgebracht. In imponierender Stellung — in der linken hoch erhobenen 
Hand einen Kranz, in der rechten einen Köcher mit Pfeilen haltend, rechts 
zur Seite den bayerischen Löwen — so steht die Riesengestalt da, hinschauend 
über Bayern und seine Hauptstadt. 1560 Zentner wiegt die Erzstatue; ihre 
Höhe beträgt 15, bis zur Spitze des erhobenen Kranzes 181/2 m. Auf 
bb Stufen steigt man durch das Fußgestell zur Figur und in dieser auf 
bo eisernen Sprossen in den Kopf. In diesem sind zwei Ruhebänke ange⸗ 
bracht, und sechs Personen finden da bequem Platz. Bei heller Witterung 
hat man durch die angebrachten Offnungen eine reizende Aussicht über das 
ganze Oberbayern. Vom Herausgeber) 
26. Der Starnberger See (Würmsee). 
An Sonn· und Peiertagen entflieht von den Bewohnern Münchens, 
wer nur kann, dem Lärmen, Qualm und Staub der Stadt und sucht 
Erholung, Erfrischung und Erheiterung auf dem Lande. Nach allen 
Himmelsgegenden hin zerstreut sich die landluftbedürftige Stadt- 
bevölkerung. Das Ziel der meisten aber ist der Starnberger See 
mit seiner anmutigen Umgebung. Auch keiner der zallreichen 
hremden, welche täglich München besuchen, wird versaumen, einen 
Ausflug nach diesem heiteren, belebten See zu machen. In einer 
Stunde erreichen wir denselben mittels der Bahn, und fast jede 
Stunde geht ein Zug dahin ab. Wir fahren über Pasing, wo sich die 
Bahnlinien nach Augsburg und Buchloe abzweigen, nach Plame 88 
Letæteres wird von Mũünchnern viel besucht, teils wegen der auf 
einer Waldblõsse neben der Bahnstation freundlich gelegenen Wall- 
fahrt Maria Eich, zum grölsten Teile aber wegen der würzigen, 
erquickenden Waldluft und des trefflichen Gerstonsaftes. Wir eilen 
weiter über Gauting, wo die Römerstralss von Augsburg nach 
Salæburg dio Wũrm ũberschritt, nach Station Mühlthal. Hier er- 
öffnet sich uns ein Blick in eine wundervolle Partie des engen 
WVurmthales, in weleher eine der meorkwũrdigsten Sagen auf deutscher 
Erde spielt. Da soll Karl der Grosso in einer Muhle das Licht der 
Woelt erblickt haben. Den Karlsberg krönte einst eine Burg, deren 
Entstehung sich im Dunkel der grauen Vorzeit verliert. Ihr gegen· 
über stand der adelige Sitz Königswiesen, von welchem keine Spur 
mehr vorhanden ist. Von Mühlthal aus senkt sich die Bahn, und 
bald öffnet sich uns der weite Kessel, welchen die grünen Gebirgs- 
wasser ausgefüllt haben. Hart am nördlichen Seeufer hält der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.