Full text: Lehrbuch der Geographie

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Erster Abschnitt. 
chm. Im Dorfe JuckasjLrwi befindet sich die nördlichste Kirche im euro¬ 
päischen Binnenlande. 
6. Das Königreich Norwegen. 
(5800 lHM. mit l3/5 Mill. E.) 
Bewohner, Cultur, Religion. Die Haupteinwohner des Landes sind 
Normannen, ein kräftiges Volk, von mittler Größe, ernst, kühn, patriotisch, 
ehrlich und grade, fleißig und durch Entbehrung und Arbeit sehr abgehärtet; 
manche Leute erreichen ein hohes Alter. Leicht in Zorn aufwallend und 
der Trlinksucht ergeben, gerathen sie nicht selten in Streit, der oft mit Mes¬ 
sern ausgemacht wird (Kniwgang). Dann wohnen auch Finnen imb Lap¬ 
pen hier. Außerhalb der Städte leben die Menschen zumeist in einzelnen 
Höfen, deren Gebäude an den Bergabhängen aus Holz errichtet und mit Ra¬ 
sen gedeckt sind; Dörfer gibt es wenige. Im Uebrigen ist die Lebensweise 
wie in Schweden. Der Verkehr im Lande hat mancherlei Schwierigkeiten. 
Auf den Bergen, über welche Poststraßen gehen, sind kleine Häuser errichtet, 
Bergstuben genannt, in denen der Reisende Alles findet, um ein Feuer an¬ 
machen, sich erwärmen und Speisen zubereiten zu können. Die Bildung 
wird durch eine Universität, Fach-Gymnasien und andere Anstalten, so wie 
durch eine Anzahl Volksschulen, vermittelt. Letztere können aber der Na¬ 
tur des Landes entsprechend kaum in genügender Zahl eingerichtet wer¬ 
den, weshalb die Ausbildung doch noch vielfach mangelhaft ist. Auch in 
Norwegen ist die lutherische Kirche Landeskirche, an deren Spitze 5 Bi¬ 
schöfe, 46 Pröpste und 285 Pastoren stehen — für das große Land allerdings 
sehr wenig. „Jesuiten, Mönche und Juden (so drückt sich ein protestantischer 
Geograph aus) sind vom Staatsgebiete ausgeschlossen." „Sehr groß ist der 
Aberglaube, namentlich an Berg-, Fluß- und Waldgeister, denen in alther¬ 
gebrachten Sitte gehuldigt wird." 
Die Staatsvcrfassung ist beschränkt monarchisch. Dem Könige steht 
der Reichstag (Storthing), welcher aus 75—100 vom Volke gewählten 
Abgeordneten mit weitgehenden Befugnissen besteht, zur Seite; dem Kö¬ 
nige steht nicht einmal ein Veto gegen dessen Beschlüsse zu. Auch die Justiz¬ 
verwaltung ist in Norwegen eine viel selbstständigere, als in Schweden, über¬ 
haupt ist Norwegen ein für sich bestehendes Reich und mit Schweden nur 
durch das gemeinsame Oberhaupt verbunden. 
Das stehende Heer besteht in Norwegen aus 35,000 Mann, die Flotte 
aus 146 (incl. 125 Kauonenboote und 15 Dampfer) mit 854 Kanonen. 
Die aus fast 5500 Schiffen bestehende Handelsflotte bat eine Besatzung von 
nahe an 35,000 Mann. 
Ei nt Heilung. Norwegen zerfällt in 4 Stifter, die in 17 Aemter 
und 45 Voigteien getheilt werden. 
1. Das Stift Christiania (Agershuus) im S., das größte, frucht¬ 
barste und wichtigste des Reichs, enthält zugleich dessen Hauptstadt
	        
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