Kap. 28. § 92. Das Perserreich. 71 
stand Persien unter der medischen Herrschaft (§ 57). Da erhob sich Cyrus 
(bet den Alt-Persern Khuru, nachher Khosru, in der Bibel Kor es oder 
Koresch genannt), nachdem er sich durch eine List zum Haupt aller per¬ 
sischen Stämme gemacht hatte, gegen den obengenannten medischen König 
Astyages, den Sohn des Kyaxares I, schlug ihn bei Pasargadä und 
nahm ihn gefangen. Späterhin aber schloß er mit dem Sohne desselben, 
Kyaxares II (auch Dareus genannt), einen Vergleich, demgemäß er dessen 
Schwester zur Gattin nahm und ihm die Regierung Mediens überließ, 
Persien aber als unabhängiges Reich beherrschen durfte, das sich 
bis an den Halys in Kleinasien erstreckte. 
Nach Herodot war Cyrus ein Enkel des Astyages von dessen Tochter Mandane 
und dem Perser Kambyses. Daß Cyrus ihm unmittelbar in der Regierung Me¬ 
diens gefolgt sei, ist nicht anzunehmen, da der noch am medisch-persischen Hofe lebende 
Daniel als den Nachfolger des Astyages einen Dareus Medus nennt, der eben 
jenem Kyaxares II entspricht, welchen Xenophon als letzten medischen König nennt. 
Hierauf wendete sich Cyrus gegen den reichen und mächtigen König 
Krösus von Lydien, welcher sich durch Fortsetzung der von seinen Vor¬ 
fahren begonnenen Eroberung der ionischen und äolischen Pflanzstädte, so¬ 
wie durch Einnahme des alten phrygischen Reiches ganz Kleinasien bis an 
den Fluß Halys (j. Kisil-Jrmak) mit Ausnahme von Syrien und Cilicien, 
560 v. Chr. unterworfen hatte und nun, einen Orakelspruch zu seinen 
Gunsten deutend, den Halys überschritt, um seinen Schwager, den abge¬ 
setzten Astyages, an den Persern zu rächen. 
Die Halbinsel Kleinasien ist in ihrem Innern Hochland, das im Süden durch das 
Taurusgebirg, im Norden durch den Antitaurus, im Westen durch niedrige Berg¬ 
züge (worunter der Jda, der Olympus, der Tmolus, der Sipylus) von dem 
Küstenlande getrennt ist. Die darin befindlichen Landschaften sind im Norden 
Pontus mit Amisus und Trapezüs (j. Trebisonde); Paphlagonien mit Sinöpe 
am Pontus; Bithynien mit Chalcedon, Nicomedia, Nicäa; im Westen: Mysien 
und zwar Kleinmysien mit Cyzicus, Lampsacus und Abydus, und Großmysien 
mit Troja, Dardania, Pergamum; Lydien mit Sardes am Pactolus, Magnesia am 
Sipylus; Garten mit dem Vorgebirg Mykale; die ionischen, äolischen und 
dorischen Kolonien; im Süden an der Küste Lycien mit Patara; Pam- 
phylien; Cilicien mit Soli, Tarsus, Jssus; auf dem Taurus: Pifidien, 
Jsaurien; im Innern: Phrygien mit Gordium; Lycaonien mit Jconium; 
Kappadocien. 
Die frühere Geschichte Lydiens verliert sich in die Sagenzeit der Atyaden und 
Herakliden. Von 727 an kam die Dynastie der Mermnaden zur Herrschaft, 
welche ihr erster König Gyges durch Bekriegung der griechischen Pflanzstädte zu er¬ 
weitern suchte. Milet und Smyrna widerstanden ihm, doch eroberte er Kolophon. 
Sein Sohn Ardys eroberte die Stadt Priene. Unter diesem Könige drangen kim¬ 
merische Nomaden ein und eroberten ganz Lydien bis auf die Burg von Sardes. Auch 
sein Sohn Sadyattes mußte sich ihnen unterwerfen. Erst dem Sohne des Letzteren, 
Alyattes, gelang es, sie wieder zu vertreiben. Derselbe eroberte auch Smyrna, 
konnte aber gegen Milet nichts ausrichten. Er hinterließ das Reich 571 seinem Sohne 
Krösus. 
Indes zog sich Krösus nach einer unentschiedenen Schlacht bei Pteria 
(in Kappadocien) wieder nach Sardes zurück und entließ sein Heer; aber 
Cyrus war ihm unvermutet nachgefolgt, überfiel und besiegte ihn in einer 
neuen Schlacht (die er besonders durch seine Kamele gewann), eroberte 
und zerstörte Sardes und machte durch die Gefangennehmung des 
Krösus dem lydischen Reiche ein Ende, das fortan ein Bestandteil 
des persischen wurde.
	        
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