Full text: Geographie für Lyceen, Gymnasien, Mittelschulen und zum Privatunterrichte

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Este und Lühe, zwei Nebenflüsse der Elbe, teilen das Alte 
Land in drei Teile, Meilen genannt. Die Este tritt unter- 
halb Buxtehude, wo sie schissbar wird, und die Lühe (Aue) 
unterhalb Horneburg in die Marsch ein. Die drei Meilen 
werden von Stade ab gezählt, weil von hier aus die Ansied- 
lung begann. Jede Meile wird durch Deiche gegen die Elbe, 
Este und Lühe und durch Hinterdeiche gegen das Moor ge¬ 
schützt. Zahlreiche breite Gräben durchziehen das Land und 
vereinigen sich in noch breiteren Wettern. Ihr Wasser er- 
gießt sich durch 33 Siele (Schleusen) in die Elbe. 
Das Alte Land gleicht einem großen Obstgarten, der zur 
Blütezeit das Ziel vieler Wander- und Reiselustigen aus den 
Großstädten der Umgegend ist. Sowohl durch die hohe 
schützende Lage des schleswig-holsteinischen Elbufers, als auch 
wegen des leichten, bindigen und fruchtbaren Marschbodens 
ist das Alte Land vorzüglich zum Obstbau geeignet. Etwa 
Va Million Obstbäume stehen teils in Gärten, teils auf Acker- 
rändern und Deichen. Die Hälfte ist Steinobst (Kirschen), die 
andere Hälfte Kernobst, namentlich Äpfel. Das freie Acker- 
land wird hauptsächlich zum Weizen- und Bohnenbau benutzt. 
Im Schatten der Bäume gedeihen auch Meerrettig, Wurzeln, 
Zwiebeln und andere Früchte, sür die der Altländer in Ham- 
bürg, Harburg und Bremerhaven guten Absatz findet. Der 
Obstbau ist der gewinnbringendste Erwerb der Bewohner; 
denn von 1 ha erhielt ein Bauer durch Obstbau etwa 1200 
Mark und durch Feldfruchtbau nur 400 Mark. Der Jahres- 
ertrag aus dem Obst kann für das ganze Land bis zu 2 Milli- 
onen Mark betragen. Am Obst verdienen Eigentümer, Pflücker, 
Schiffer, Händler und Händlerinnen, und wer im Alten Lande 
kein Bauer ist, der ist Obsthändler, Schiffer oder Lotse. Wenn- 
gleich auch das Land gute Weiden aufweist, so tritt doch die 
Viehzucht gegen den Obst- und Gemüsebau erheblich zurück. 
Der ganzen Länge nach wird der Kreis Jork von einer 
guten Landstraße durchzogen, an der die Wohnorte sich 
meistens ungeschlossen hinziehen. In der ersten Meile liegen 
die Kirchjpiele Hollern, Twielenfleth, Grünendeich und Stein- 
kirchen, in der zweiten Meile Mittelnkirchen, Neuenkirchen, 
Borstel, Jork und Estebrügge und in der dritten Meile das 
Kirchspiel Neuenfelde. Der ersten Meile ist der Lüher Sand 
und der zweiten Meile der Hannöver Sand vorgelagert. 
Der Hauptverkehr des Landes ist aus der Elbe, jedoch ist auch 
die Unterelbische Bahn, die sich hart am Rande der Geest hin¬
	        
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