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Afrika. 
sind sehr armselig. Sie sind aus Erde gebaut, und meist an 
Felsen geklebt, von denen man sie nur mit Mühe unterscheiden 
kann. Der Mann hat eine besondere Hütte, und eben so die 
Frau. An der Thüre steht ein kleines Häuschen von Lehm für 
die Hühner und Tauben. Kommt ein Wandrer in ein solches 
Dorf, so geht er zu irgend einer Wohnung; hineindarf er nicht 
gehen, wenn er nicht ein genauer Bekannter ist. Aber der Herr 
des Hauses breitet für den Gast vor der Thüre eine Matte 
hin, und bringt ihm zu essen; doch ißt er nicht mit, wenn der 
Gast nicht sehr in ihn dringt. Das Schachspiel ist selbst in die¬ 
sem entlegenen Lande beliebt. 
Als Herrn des Landes betrachtet sich der Pascha von Ae¬ 
gypten. Er läßt die Provinzen von sogenannten Kaschefs 
(Richtern) verwalten, und hat in jedem Dorfe einen Scheik 
(Schulzen). Diese Leute treiben von den armen Barabras die 
Abgaben ein. Indessen wollen die Einwohner diese Herrschaft 
nicht recht anerkennen, und zahlen die Abgaben nur da, wo sie 
dazu gezwungen werden. Dies geschieht aber oft, und ist der 
Mann geflohen, um nicht zu zahlen, so sperrt man seine Frau 
und seine Kinder so lange ein, bis er zahlt. Dies findet aber 
mehr im nördlichen Nubien statt, als im südlichen, wo man sich 
um den entfernt wohnenden Pascha nicht viel kümmert. 
In dem Nilthale,. dem eigentlichen Herzen des Landes, be¬ 
finden sich am Ufer eine Menge Ruinen aus dem frühen Alter¬ 
thume von derselben Großartigkeit, wie wir sie in Aegypten ge¬ 
funden haben. Es sind Ueberreste von großen Tempeln und 
Grabstätten, über deren große Formen die Reisenden erstaunen. 
Besonders berühmt ist der Tempel bei Ebsambal, vor welchem 
zwei Kolosse stehen, deren Gesicht 7 Fuß mißt, und deren Oh¬ 
ren 3^ Fuß lang sind. Sie sitzen zwar, doch sind sie 65 Fuß 
hoch, so daß sie selbst über unsere Kirchen hinwegsehen konnten *). 
Die nördlichen Gegenden müssen, wie gesagt, dem Pascha 
von Aegypten gehorchen. In der Mitte Nubiens aber ist das 
mächtigste Reich das von Dongola, und im Süden das von 
S e n n a a r. 
In Dongola, auch am Nil, sind die Einwohner den oben 
beschriebenen Barabras ähnlich. Die Männer sind sehr ernst und 
still, lachen nicht unv sprechen nicht laut. Desto lebendiger sind 
die Frauen, die heftig und mit vielen Bewegungen der Hände 
sprechen. Wollen sie mit Nachdruck reden, so kreischen sie über 
die Maaßen, und fangt eine erst an, so kreischen alle Weiber, 
die gegenwärtig sind, mit, so daß ein gräulicher Lärm entsteht. 
*) S. mein Lehrbuch der Weltgeschichte für Töchterschulen 4te Ausg-, 
Th. 1., S. 16.
	        
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