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Afrika. 
Anschwellens des Nils, der meist aus Habesch sein Wasser erhält. 
Am Fuß der Gebirge herrscht eine glühende Hitze. Je höher man 
steigt, desto kühler wird es, und oben auf den Hochebenen ath¬ 
met man kühle Luft, während in den Bergschluchten und einge¬ 
schlossenen Thälern eine drückende Hitze ist. Auf den Höhen der 
Gebirge giebt es sogar zuweilen Schnee, eine seltene Erscheinung 
in Afrika. Ueberall sieht man in Thälern und auf Bergabhän¬ 
gen Heerden von Eseln, Ziegen und Schafen weiden. Antelopen, 
Affen, Elephanten, Kameele giebt es in Menge, und Hyänen 
kommen des Nachts selbst in die Städte und Dörfer. Natürlich 
sind die Erzeugnisse je nach der Höhe des Landes sehr verschie¬ 
den. Wenn unten in der Tiefe nur die Gewächse des heißesten 
Südens wachsen, sind in einiger Höhe die herrlichsten Wal¬ 
dungen, und ganz oben tritt dem Reisenden nur Alpennatur 
entgegen. 
Man findet in Habesch Leute von allen Schattirungen: ganz 
schwarze, braune, kupferfarbige, und fast ganz weiße. Die letzten 
scheinen sich ihrer helleren Farbe fast zu schämen; denn sie tättowi- 
ren sich, und reiben sich in die mit der Nadel gestochenen Figu¬ 
ren Kohlenpulver. Diese heller gefärbten Menschen wohnen mehr 
auf den Höhen, die dunkelfarbigen in den Tiefen. Die Abessynier 
sind keine Neger, auch keine Araber, und scheinen ein Urvolk zu 
seyn. Es sind schöne Menschen, wohlgewachsen, mit ausdrucks¬ 
vollen Gesichtern. Besonders werden die Frauen als schön ge¬ 
rühmt. Sie haben große, schwarze, lebendige Augen, und zwar 
dicke, aber nicht aufgeworfene Lippen; nur ihre schwarze oder 
kupferartige Farbe würde unserm Geschmacke nicht zusagen. Die 
Abessynier sind sehr gewandt. Berge und Felsen zu erklettern ist 
ihnen eine Kleinigkeit, und singend tragen sie schwere Lasten 
über Berg und Thal. Ueberhaupt sind sie lustig und aufge¬ 
räumt, und wegen ihrer Gelehrigkeit zieht man sie in Aegypten 
als Sklaven allen andern vor. Dem Namen nach sind sie Chri¬ 
sten; aber vom Christenthum wissen sie sehr wenig. Die bestän¬ 
digen Verfolgungen und Bedrückungen, denen sie ausgesetzt sind, 
haben sie hinterlistig und betrügerisch gemacht, so daß man ihnen 
nie glauben und trauen kann. Sie lügen in Einem Athem zehn¬ 
mal, und gebrauchen dabei die fürchterlichsten Schwüre. Denn 
sie gebrauchen allerlei Vorwände, um den Schwur zu brechen. 
Hat z. B. ein Häuptling geschworen, einem Feinde zu verzei¬ 
hen, so ruft er hernach seine Diener und spricht: „ihr habt mei¬ 
nen Schwur gehört; aber ich nehme euch jetzt zu Zeugen, daß 
ich meine Zunge davon reinige." Dann streift er die Zunge an 
den Zähnen ab, spuckt aus und befiehlt ihnen, seinen Feind zu 
greifen, sobald er sich blicken läßt. Sie sind voll Aberglauben; 
z. B. um ein neugebornes Kind am Leben zu erhalten, schneidet
	        
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