Das Königreich der Niederlande. 303 
leeren Platzen. Löwen hat eine katholische Universität. —> 
Wenn wir unsern Weg nach Osten fortsetzen, so kommen wir an 
den Fluß Maas, an dem 
Ma es trich t (spr. Mastricht) liegt. Sie ist eine Festung. 
Sobald wir durch die Festungswerke uns durchgewunden. haben, 
und durch die dunkeln Thorgewölbe gefabren sind, befinden wir 
uns in einer recht hübscl, gebauten Stadt, mit breiten, schön ge¬ 
pflasterten Straßen.- Sie liegt auf beiden Seiten des Fluffes; 
beide Stadtrheile sind durch eine große steinerne Brücke verbunden. 
Daß hier berühmtes Leder bereitet wird, ist bekannt; das maes- 
tr ich ter Leder wird feiner Dauerhaftigkeit wegen weit und 
breit versendet. Eine Naturmcrkwürdigkeit ist ganz in der Nahe. 
Vor der Stadt nämlich liegt ein Berg, der Peters be rg, auf 
dem eine kleine Festung erbaut ist. Dieser ganze Berg ist voll 
Höhlen. Er besteht aus einem lockeren Sandstein, der mit zahl¬ 
losen Muscheln, Schnecken, Korallen, Knochen und Zahnen von 
Seethieren vermischt ist. Unter andern fand man dort einen un¬ 
geheuern Krokodilskopf, der nur zum Thcil erst versteinert war, 
und einem riesenmäßigen Ungeheuer angehört haben muß. Erft 
noch kürzlich sind hier Knochen vom Vielfraß in Menge gefunden 
worden. Welche Revolutionen müssen vor Menschengedenken mit 
der Erdoberfläche vorgegangen seyn, daß hier bald die Thiere des 
heißen Südens, bald die des kalten Nordens in ein und derselben 
Gegend leben konnten! Die Höhlen und Kammern des Petcrsber- 
ges laufen weit hinein, und scheinen zum Theil sehr alt zu seyn; 
nur sind sie nicht ohne Gefahr zu besuchen; denn ob sie gleich 
durch starke Pfeiler gestützt sind, so stürzt doch zuweilen ein Gewölbe 
ein, und schon Mancher ist hier verschüttet worden. — Zn 
Maestricht setzen wir uns zu Schiffe, fahren die Maas aufwärts, 
also südlich, und kommen nach 
Lüttich, einer großen, ansehnlichen Stadt. Ihre Ansicht 
von außen ist großartig. Die vielen und zum Theil schönen 
Thürme, die hohen Häuser, lassen eine schöne Stadt vermuthen. 
Das ist aber keineswegs der Fall. Sie ist alt, die Straßen eng, 
finster und krumm, die Häuser meist von dem vielen Steinkoh^ 
lendampfe geschwärzt. Nur die Häuserreihen, die längs der Maas 
hinlaufen, sind schön und freundlich. Zm Mittelalter waren die 
Einwohner wegen ihres Uebermuths bekannt; denn sic waren durch 
Gewerbfleiß sehr wohlhabend geworden, und wagten es mehr als 
einmal, selbst dem mächtigen Herzoge von Burgund, Karl dem 
Kühnen, Hohn zu sprechen. Aber im Laufe der Zeit sind fie be¬ 
scheidener und auch ärmer geworden; aber den alten Fleiß haben 
sie noch immer, und verarbeiten besonders eine Menge Eisen, das 
in der Nähe gefunden wird, zu den mannigfaltigsten Waaren. 
Vorzüglich ist die Umgegend reich an Steinkohlen. Auch kommen 
aus der Gegend von Lüttich die berühmten, aber stark riechenden
	        
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