Die europäische Türkei. 
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Staatsgeschäfte, die er meist seinen Ministern überlaßt, so 
sitzt er mit kreuzweis untergeschlagenen Beinen auf und zwi¬ 
schen Polstern, raucht aus einer gewaltig langen Pfeife Ta¬ 
back, und sicht den Tanzen seiner Sklaven oder Sklavinnen 
zu, oder laßt sie Musik machen. Wenn er nach der Mahl¬ 
zeit Ruhe gehalten hat, trinkt er auch wohl in einem seiner 
Gartenhäuser (Kiosk) Kaffee, oder angelt Fische, oder geht 
in seinen Gärten am Ufer des Meeres spatzieren. Seine Woh¬ 
nung hat ec im Serai (Serail) in Constantinopel. Dieses 
große Gebäude, oder vielmehr die vielen dazu gehörigen Häu¬ 
ser machen einen besonderen Stadtthcil von Constantinopel aus. 
Das Serai liegt auf einer großen dreieckigen Landspitze am 
Meere, und ist durch eine hohe und lange Mauer vom fe¬ 
sten Lande geschieden. In dieser Mauer ist ein sehr hohes 
Thor, das die hohe Pforte genannt wird. Der Umfang 
des Serai beträgt | Meilen, und enthält außer den vielen 
Gebäuden 3 Höfe und viele Gärten, in deren Mitte das ei¬ 
gentliche Wohngebäude des Großhcrrn steht. Von der See 
aus gewährt es einen herrlichen Anblick durch seine schlanken 
Thürme (Minarets), seine Dome mit ihren vergoldeten Blei- 
dächern, und den hohen Cypreffen und Cedcrn seiner Gärten. 
An der hohen Pforte sieht man gewöhnlich auf großen Prä- 
sentirtellern die blutigen Köpfe derer liegen, die der Sultgn 
hat hinrichten lassen, oder sie sind auf der Mauer aufgesteckt. 
In den ersten Hof, der mit Platanen bepflanzt ist, darf Je¬ 
der gehen, darf aber nicht laut sprechen. In den zweiten 
Hof, der mit Gras bedeckt ist, darf Keiner, den Sultan aus¬ 
genommen, reiten; überhaupt läßt die am Thore aufgestellte 
Wache nur diejenigen hinein, die dahin bcschieden sind. Die 
Mauern, die den dritten Hof umgeben, sind außerordentlich 
hoch, damit die Uneingeweihten nichts, was darin ist, von au¬ 
ßen sehen können. Man sicht nur die Spitzen der Dome, 
auf denen sich vergoldete Halbmonde befinden. Kein Fremder 
darf hinein; doch hat man über die innere Einrichtung man¬ 
ches erfahren. In fast allen Zimmern und Sälen befinden 
sich Springbrunnen. Die Verzierungen bestehen weder in Ge¬ 
mälden, noch Kupferstichen, noch Bildsäulen; sondern die Wände 
und Decken sind mit Arabesken und Blumen bemalt, meist 
Carton zu NöM's Gv-ographle U.; S. 473 — 476 zu cassiren.
	        
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