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33. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst.
zu küssen. „Ach", sagte der König traurig, „ich fürchte, daß mich Gott wegen
der Torheit dieser Leute strafen werde. Ist es nicht, als ob sie mich zu ihrem
Abgott machten? Wie leicht könnte der Gott, der die Stolzen demütigt, sie und
mich empfinden lassen, daß ich nichts bin als ein schwacher, sterblicher Mensch!"
Bei dem Städtchen Lützen, nicht weit von Leipzig, erreichte er Wallensteins
Heer. An einem kalten Herbstmorgen, 6. November 1632, während dichter Nebel
die Gegend bedeckte, bereiteten sich die Schweden zur Schlacht. Der König sinkt
betend auf die Kniee, mit ihm sein ganzes Heer. Begleitet von Pauken- und
Trompetenschall erbraust der Gesang: „Ein' feste Burg ist unser Gott." Gegen
Mittag bricht die Sonne durch die Nebelhülle. Da schwingt sich der König auf
sein Streitroß und ruft: „Nun wollen wir dran! Das walt' der liebe Gott!
Jesu, Jesu! hilf mir heute streiten zu deines Namens Ehre!" Und mit dem
Feldgeschrei: „Gott mit uns!" stürmen die Schweden gegen oie Wallensteinischen
an. Es entsteht ein verzweifelter Kampf, hin und her schwankt der Sieg. End¬
lich dringt der schwedische rechte Flügel, von Gustav selbst geführt, siegreich durch
und jagt die Feinde fliehend vor sich her. Da erfährt der König, sein linker
Flügel wanke. Mit Blitzesschnelle eilt er dorthin; nur wenige können ihm folgen.
Sein kurzes Gesicht bringt ihn zu nahe an den Feind; er erhält einen Schuß
in den Arm, gleich darauf einen zweiten in den Rücken. Mit dem Seufzer:
„Mein Gott, mein Gott!" sinkt er vom Pferde. Und über den Gefallenen
stürmen die schnaubenden Kriegsrosse hinweg und zertreten mit ihren Hufen den
edlen Leib. Des Königs Tod erfüllt die Schweden mit glühendem Rachedurst.
Gleich grimmigen Löwen stürzen sie sich auf die Feinde und werfen alles vor
sich nieder. Nichts hilft es den Kaiserlichen, daß der kühne Reitergeneral Pap¬
penheim ihnen frische Truppen zuführt. Er selber fällt, von schwedischen Kugeln
durchbohrt; und nun ist der Sieg errungen. Mit dem Ruse: „Der Pappenheimer
ist tot, die Schweden kommen über uns!" ergreifen die Kaiserlichen die Flucht.
Aber der Verlust ihres Heldenkönigs raubt auch den Schweden die Siegesfreude.
Erst am andern Tage fanden sie seinen Leichnam, der Kleider beraubt, bedeckt
mit Blut und vielen Wunden. Er wurde nach Schweden gebracht und zu Stock¬
holm in der königlichen Gruft bestattet. Die Stätte, wo er auf dem Schlacht¬
felde lag, bezeichnete man durch einen großen Stein, den „Schwedenstein". Jetzt
steht daneben ein neues Denkmal, umschattet von hohen Pappeln. Das wür¬
digste Denkmal aber hat das evangelische Volk dem edlen Glaubenshelden in der
segensreichen Gustav-Adolf-Stiftung errichtet. Andrä.
33. Friedrich Wilhelm, der Grosze Kurfürst.
TVe Mark Brandenburg war im Ansang des fünfzehnten Jahrhunderts in
Xs einem jammervollen Zustande: das Raubrittertum hatte furchtbar überhand
genommen, nirgends herrschte Ruhe und Sicherheit. Da übertrug der Kaiser
Sigismund dem tüchtigen, und wackeren Friedrich von Hohenzollern,
Burggrafen von Nürnberg, die Statthalterschaft in dem unglücklichen Lande, um
Ruhe und Ordnung wieder herzustellen, und da ihm dies durch Strenge und
Milde gelang, so gab ihm der Kaiser im Jahre 1415 die Mark Branden¬
burg nebst der Kurwürde als erbliches Eigentum. In Konstanz erfolgte 1417
die Belehnung.