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als die daraus ruhenden. Trifft der auf der Grenzfläche zurückgeworfene Strahl
das Auge des Beobachters, so erblickt er außer dem direeten Bilde auch noch
das verkehrte Bild desselben. Die Fata Morgana in der Str. v. Messina. Auch
auf dem Meere werden noch unter dem Horizonte befindliche Gegenstände, z. B.
Schiffe, durch diese Luftspiegelung sichtbar.
§. 186. Durchsichtigkeit und Azurfarbe der Luft.
Je vollständiger die Wasserbläschen in der Lust durch die Wärme in
Dampf aufgelöst sind, desto durchsichtiger ist die Luft. Innerhalb der Wendekr.
daher, wo der mit größter Lebhaftigkeit aufsteigende Luftstrom die Dämpfe
durchsichtig macht, ist die Luft am reinsten, der Himmel am dunkelsten blau,
die Intensität des Lichtes am größten; auf ihr beruht vornehmlich die Pracht
der Tropenlandschaften. Mit der Entfernung von den Wendekr. verliert die
Luft an Durchsichtigkeit, das Licht an Glanz und Stärke, weil die Menge der
in der Luft enthaltnen Wasferbläschen zunimmt. In der Nähe der Pole, wo
fich die durch die Kälte verdichteten Dünste mehr nach der Erdoberfläche senken,
ist die Durchsichtigkeit der Luft ebenso groß wie in der heißen Zone. Dieselbe
wächst auch gegen das Innere der Festländer, besonders zeichnen sich die großen
Hochebenen dadurch aus.
Die Ursache der Azurfarbe der Luft ist wahrscheinlich die, daß die Luft
die blauen Strahlen stärker reflectirt als die übrigen. Man mißt die Farbe
der Lust durch Saussüre's Kyanometer, das alle Stufen der blauen Farbe
durchlaufend bei 53" mit Schwarz endigt. Danach wäre der mittle Werth der
Himmelsbläue zu Paris — 15°, auf dem Montblanc 490, auf dem Pie v.
Teneriffa 41°, auf den Anden bei 18000' Höhe 46°.
§. 187. Dämmerung.
Vor Auf- und Untergang der Sonne fallen ihre Strahlen noch nicht oder
nicht mehr direct auf die Erdoberfläche, wohl aber, so lange sie nicht tiefer als
180 unter dem Horizonte steht, aus die über der Erdoberfläche befindliche Lust
und werden von dieser reflectirt. So entsteht das matte reflectirte Licht der
Dämmerung. Die Dauer derselben (§. 53) verändert sich nach dem Zustande
der Atmosphäre, sie wird verlängert, wenn die Luft voll Dünste ist. In der
reinen Luft der Tropen dauert sie (die bürgerliche) nur e. 15—20 Min., unter
450 Br. 40 Min., unter 72° Br. 2 St.
§. 188a. Terrestrische und astronomische Strahlenbrechung.
Durch beide sehen wir Gegenstände an einer höhern Stelle als sie wirklich
einnehmen, durch die terrestrische solche, die sich auf der Erde befinden, durch die
astronomische Himmelskörper; starke Strahlenbrechung hebt unter dem Horizont
befindliche Gegenstände über denselben, macht z. B. von^ Hastings aus zuweilen die
französ. Küste sichtbar. Ebenso erblicken wir die ersten Sonnenstrahlen schon, wenn
sich die Sonne noch unter dem Horizonte befindet und sehen noch den untern Rand
ihrer Scheibe, wenn ihr oberer bereits unter den Horizont gesunken ist; es bewirkt
demnach die Strahlenbrechung eine Verlängerung des Tages. Die Ursache liegt iu
der nach unten wachsenden Dichtigkeit der Luftschichten, durch welche ein Lichtstrahl,
je näher er der Erde kommt, immer stärker abgelenkt wird; daher ändert sich auch
die Strahlenbrechung je nach dem Drucke, der Temperatur und der Feuchtigkeit
der Luft.