43 II, Zeitr. Die neuere Zeit, von der Reformation bis jetzt.
die allein seligmachende und war überzeugt, daß es seine Pflicht als
Landesherr sey, seine Unterthanen durch alle Mittel, selbst durch Gewalt,
bei ihr festzuhalten oder zu ihr zurückzuführen. In der Befolgung
dieses Grundsatzes verfuhr er offen und ohne Hinterlist und dieses
mußten selbst seine Feinde an ihm ehren. In seinen Erbländern
Steiermark, Karnthen und Krain fing er sein Werk an, er refor-
mirte sie, d. h. er führte sie zu der alten Kirche zurück, verschloß alle
protestantischen Kirchen, deken schon eben so viele da waren, als der
katholischen, und duldete keinen Gottesdienst, außer dem Einen. Wer
sich nicht dazu halten wollte, durfte auswandern, wie es im Augsbur¬
ger .Religions-Frieden ausgemacht war. Durch rasche und kräftige
Maßregeln brachte er es dahin, daß trotz der heftigsten Unzufriedenheit
doch kein Aufstand ausbrach, und in wenigen Jahren wurde keine
protestantische Predigt mehr in seinen Ländern gehört. Ein solcher
Fürst, der nun das Haupt des ganzen östreichischen Hauses,. Besitzer
so vieler Länder, und wahrscheinlich auch Kaiser werden sollte, mußte
in den Evangelischen die größten Besorgnisse erwecken.
68. Anfang des dreißigjährigen Krieges. Z618.
In Böhmen brachte diese Besorgniß den ersten Ausbruch von
Unruhen hervor. Die protestantischen Unterthanen des Erzbischofs
von Prag erbauten eine neue Kirche in dem Städtchen Klostergrab,
und die des Abtes von Braunau in Braunau selbst. Obgleich
nun in dem Majestätsbriefe den Evangelischen erlaubt war, neue
Kirchen zu errichten, so wurde doch auf kaiserlichen Befehl die Kirche
Klostergrab niedergerissen und die in Braunau geschlossen; denn, hieß
es, nach dem Majestätsbricfe dürften wohl die evangelischen Stände
von Böhmen neue Kirchen errichten, nicht aber die Unterthanen katho¬
lischer Stände. Die Evangelischen beschwerten sich beim Kaiser über
Verletzung des Majestätsbriefes, erhielten aber eine harte Antwort.
Diese Antwort sollte, dem allgemeinen Glauben nach, nicht in Wien,
sondern in Prag selbst von den kaiserlichen Statthaltern Martinitz
und Slawata verfaßt und dem Kaiser zur Unterschrift vorgelegt
seyn. Die beiden Genannten waren den Protestanten außerordentlich
verhaßt; von Martinitz sagte sich das Volk, er habe seine evangeli¬
schen Unterthanen. mit Hunden in die katholischen Kirchen hetzen las¬
sen; und Slawata sollte ebenfalls die härtesten Mittel angewendet
haben, die seinigen zum katholischen Glauben zu zwingen. Der Haß
gegen Beide brach am 25. Mai 1618 in eine arge Gewaltthat aus.
Die Abgeordneten der evangelischen Stände erschienen an diesem Tage
bewaffnet im königlichen Schlosse vor den 4 Statthaltern. Zwei
derselben, Sternberg und Lobkowitz, führten sie in ein Nebenzimmer,
weil sie, wie einige aus dem Haufen sagten, die Ausfertigung des
schweren und nachtheiligen kaiserlichen Schreibens nicht gebilligt hät¬
ten; die Beiden Martinitz und Slawata aber, nebst dem Geheim¬
schreiber Fabricius, wurden zu den Fenstern des Saales geschleppt
und von einer Höhe von 40 Fuß hinab in den Hof gestürzt. Trotz