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rauhesten Gebirgen Deutschlands und ist mit dichten Nadelwäldern be¬
deckt. Der Roden ist in den Ebenen und Hügelgegendcn der N-
Hälfte sehr fruchtbar und vortrefflich angebauet, und das ganze Land
reich an schönen Gegenden, zu denen vorzüglich das Neckar-, Murg-
und Kinzigtbal gebort. Der Rhein stießt längs der ganzen Westseite
Badens und nimmt hier den Neckar mit der Jarr, die Wutach, El;
mit dem Treisam, Rinzig, Murg, pfinz und Rreich auf. In N. berührt
der Main das Dadensche Gebiet und empfangt aus demselben die Tau¬
ber; in S. aber im Schwarzwalde ist die Donau, die hier aus der Brege
undBrigach entsteht. Die Gränze gegen die Schweiz macht zum Theil der
Bodensee, der größte See Deutschlands, 8 M. lang, 2 M- breit an ei¬
ner Stelle 900 F. tief. Durch ihn strömt der Rhein und er nimmt
auch andere kleine Flüsse, z. B- die Stockach auf. Merkwürdig sind
die vielen kleinen Gebirgsseen des Schwarzwaldes, oft hoch auf Bergen.
Die vorzüglichsten Produkte sind: alle Arten von Haustbieren, besonders
herrliche Viehzucht im Gebirge, wild und wildes Geflügel in Menge,
Fische im Bvdensee und Rhein von der schönsten Art, z. B. Karpfen,
Lachse und Lachsforellen, auch Bienenzucht ist nicht unbedeutend. Das
Pflanzenreich liefert viel Scrreide, auch Spelz, herrlichen wein,
Flachs, Taback, Hopfen, Krapp, Waid, viel und vorzügliches Obst, auch
Kastanien und Mandeln, selbst noch im Schwarzwalde Kirschen in Men¬
ge. Holz liefert der Schwarzwald in solchem Ueberflusse, daß ungeheure
Transporte desselben den Rhein hinunter nach d<n Niederlanden ge¬
flößt werden. Von Mineralien giebt es hier Eisen, Silber und Blei,
Gold im Rheine, Porzellan, und andere Thonarten, Marmor, Achat,
Salz, Alaun, Steinkohlen und viele Mineralquellen. Das ganze Land
hat 1,160,000 E., unter denen 780,000 Katholiken, auch wohnen hier
Mennoniren und 17,000Juden. Hauptbeschäftigung ist: Getreide- Obst¬
und Weinbau, Viehzucht, Linnen- und Wollcnweberei; Fabriken sind in den
meisten Städten, jedoch in keinem Artikel ausgezeichnet; dagegen ist die Thä¬
tigkeit der E. des Schwarzwaldes zu bemerken, welche in einigen Gegenden
eine Menge hölzerner Uhren und anderer Holzwaaren verfertigen. Der
Handel auf dem Rhein und nach der Schweiz und Frankreich ist sehr
lebhaft, — Baden war ehemals eine Markgrafschaft in zwei Haupt¬
theilen Baden und Dnrlach, zusammen nicht einmal 80 Q. M. groß.
Seit 1771 vereinigte beide der als Fürst und Mensch so ausgezeichnete
Karl Friedrich (î 1811), welcher 1803 Kurfürst, 1806 Großherzvg wur¬
de. Schon 1803 kamen bedeutende Gebiete der alten Pfalz, aufgehobe¬
ner Bisthümcr u. a. hinzu, i8o5u. 1809 auch derBreisgau und viele, jetzt
mediatifirte Herrschaften. Großherzvg Ludwig, geb. i7ö3, reg. feit 1818
und ist durch Landstande beschränkt, welche sich in zwei Kammern thei¬
len. Der ganze Staat wird mit Ausnahme der Hauptstadt in 6 Kreise
getheilt.— Die Hauptstadt ist Karlsruhe am Hartwalde, Stunde vom
Rheine entfernt, 20,000 E. Die Stadt ist merkwürdig durch ihre Ge-