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§. 174. Frankreich.
des Staats gewählt. Wirklich stellte er die Ordnung wieder her und er
hatte der Beglücker Frankreichs werden können, wäre er nicht von un¬
ersättlichem Ehrgeize erfüllt gewesen. Im I. 180k machte er sich zum
Kaiser von Frankreich und behandelte nun benachbarte Lander mit dem
größten Uebermuthe. Schon hatte er Deutschland, Holland, Italien und
Preußen von sich abhängig gemacht und kämpfte noch mit Spanien, al-
er auch Rußland 1812 angriff. Da setzte aber die Vorsehung seiner Er¬
oberungssucht ein Ziel. Mehre Hunderttausende seines Heeres wurden
durch heftige Kälte und Hunger weggerafft, und schimpflich mußte er
mit Wenigen fliehen. Da erhob sich i8i5 Preußen und Deutschland;
die Franzosen wurden mit Englands Hülfe aus Deutschland, Holland,
Spanien und Italien vertrieben, Frankreich selbst zum Theil erobert und
Bonaparte nach der Insel Elba verwiesen. Die Franzosen setzten 181k
den Bruder ihres hingerichteten Königs, Ludwig xvill, wieder auf
den Thron. Vergebens versuchte (i8i5) Bonaparte das verlorne Reich
wieder zu erobern; er mußte nach der Schlacht von Waterloo fliehen
und lebte seitdem als Verbannter streng bewacht auf der Insel St. He¬
lena bei Afrika, wo er 1821 starb. Der jetzige König, Karl X., geb.
»75?, regiert seit 1824. Cr herrscht nicht unumschränkt; denn er darf
keine neuen Gesetze geben oder Steuern auflegen, ohne die Stände zu
fragen. Die Stände theilen sich in 2 Lämmern; von denen die erste
die Kammer der pairs (Pährs) heißt, und aus den Prinzen des konig,
lichen Hauses, den Herzogen, Grafen, Erzbischöfen, Bischöfen und an¬
dern Männern besteht, die große Güter besitzen und vom Könige zu PairS
ernannt sind. Die zweite Abtheilung ist die Kammer der Depurirren,
d. h. <128 Abgeordneter der Bürger und Landleute. Frankreich wurde
vor der Revolution in 3i Provinzen getheilt, deren Namen in Schrift
und Rede noch viel gebraucht werden, seit 1790 besteht es aus 86 De¬
partements, deren Vorsteher prafecren heißen. Sie sind fast alle nach
Flüssen und Bergen benannt und daher ist ihre Lage leicht aufzufinden.
§. 174. Die Hauptstadt des ganzen Reichs ist Paris an der Seine,
in der alten Provinz Isle (Ihl) de France (Frangs), die größte Stadt
auf dem festen Lande von Europa, mit 28,000 H. und 8 — 900,000 E.
voll großer Palläste, herrlicher Plätze, dennoch aber in den meisten Thei¬
len unregelmäßig gebauet. Man zählt nicht weniger als i5o Kirchen
und Kapellen, unter denen die Senovevakirche durch neuere Pracht,
die Kirche Nocre Dame (Nottr dahm) durch Größe und ehrwürdiges
Alterthum sich auszeichnen, 27 Hospitäler, 24 Casernen, 10 Schauspiel¬
häuser, 17 Brücken über die Seine, welche hier eine Insel als eigenen
Stadttheil bildet, unter denen ponc nenf (Pong nöff) durch die große
metallene Bildsäule Königs Heinrichs IV (ff 1610) bemerkenswerth ist.
Zu den zahllosen merkwürdigen Gebäuden und Anstalten dieser Stadt
gehört: das Residenzschlvß des Königs, die sogenannten Duilerien, 468
F. lang, an dem Platze Ludwigs XV und dem Carousselplatze, den ein