§. 197- Spanien. • 267
der Guadalquivir (kibkr) ganz in S. Die bedeutendsten Küstenflüsse
sind in O. der Xucar (Chukar) und die Segura; in W. an der Fran¬
zösischen Gränze merken wir denBidassoa. Merkwürdig ist in S. W. der
kleine Fluß Tinro. Sein Wasser ist von Kupferthcilcn gelb gefärbt,daher un¬
genießbar; kein Fisch lebt in ihm und so weit es reicht sterben alle Pflanzen ab;
Holz, welches eineAcit lang darin gelegen hat, versteinert. Die Products
Spaniens sind größtentheils dieselben, wie in Italien: Getreide, aber
nicht hinreichend, obgleich einige Provinzen, z. B- Katalonien, Ueberfluß
haben, köstliche weine, vorzüglich süße Arten, alle Arten von Südfrüch¬
ten, Granaten, Rapern, Gel, Iohannisbrorbaume; eine eigene Art
Eichen, deren Rinde das bekannte Rork liefert; eine andere Art tragt
eßbare Eicheln; Maulbeerbaume und daher starker Seidenbau; Zucker¬
rohr, Baumwolle und Reis. Die nördlichen Provinzen, in denen die
meisten dieser Pflanzen nicht fortkommen, haben Flachs, Hanf, Waid,
Rrapp, Safran; auch der Lartoffelbau verbreitet sich jetzt. Zwiebeln
und Lnoblauch, beide Lieblingsfpeiftn der Spanier, werden viel ge-
bauet; aus den Salzpflanzen an den Küsten wird viel Soda bereitet.
Unter den HauSthieren des Landes steht das nützliche Schaf oben an.
Spanien hat die schönsten Schafe (Merinos) mit der feinsten Wolle, de¬
ren Zahl sich auf 5 Millionen belaufen soll, und die stets im Freien um¬
herwandern, außer einer großen Zahl schlechterer Arten. In dem Kriege
180Ö bis i8ii sind ganze Heerden Merinos von den Franzosen nach
Frankreich getrieben und von dort aus nach Deutschland gekommen, wo,
durch in beiden Ländern die Schafzucht sehr verbessert ist. Die Rind¬
viehzucht ist nicht so bedeutend, aber die südlichen Gegenden, vorzüglich
Andalusien, liefern herrliche Pferde und im ganzen Lande sind schone
Efel und N?aulrhiere, die allgemeiner sind als die Pferde und zum Reiten
und Fahren gebraucht werden; vorzüglichen Nutzen leisten sie in Gebirgen,
weil sie behutsamer und sicherer gehen als die Pferde. Sehr stark ist
die Ziegenzucht. Die Wälder haben nicht viel wild, die Gebirge aber
reißende Thiere, Bären, Wölfe, Luchse, so wie Gemsen und wilde
Schafe, die sogenannten Muflons; bei Gibraltar findet sich eine Art
Affen, und bei Cadix das Chamäleon. Fische hat das Meer in Ueber¬
fluß; man beschäftigt sich aber wenig mit dem Fang derselben, obgleich
man in den Fastenzeiten sehr viele ißt und sie daher von Ausländern kau¬
fen muß. Von schädlichen Thieren findet man Skorpione, Heuschre-
cken, Muekiros, Schlangen und Taranteln, dagegen aber auch nütz¬
liche Insekten, Spanische Fliegen, Bienen und in S. Rermes und
viele Seidenraupen; ja man hat sogar die Zucht der Amerikanischen
Cochenille (Koschenille) mit großem Erfolge in S. angefangen. So
reich Spanien an Pflanzen und Thieren ist, so gesegnet ist es an Mine¬
ralien, wenn man nur den Bergbau gehörig verstände; außer Rupfer,
Eisen, Blei und G.uecksilber gewinnt man wenig Metalle,, obgleich die
Berge Gold, Silber und Platina enthalten; Spanien war in alten Zei-
Volger'S Länderkunde 2te Aufl. I. LH. 17