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§. ig. Das Türkische Reich.
25,060 Q. M. Die Gränzen sind in N. das Schwarze Meer und
Rankasien; in O. Persien; in S. der persische Meerbusen und Ara¬
bien; in W. das Meer von Marmor«, der Archipelagus, das Mir-
relmeer und die Landenge von Suez. Der Boden dieser Länder ist
sedr verschieden, größtenteils gebirgig mit fruchtbaren Thälern und
Ebenen; cs giebt aber auch große Sandwösten, Sümpfe und vi.le Pro¬
vinzen sind bei dem schönsten Boden gänzlich unbebauet. Die Luft ist
allethalben sehr milde, im Sommer drückend heiß; eigentlichen Winter
kennt man in den Ebenen gar nicht, nur einige hohe Gebirge sind stets
mit Eis und Schnee bedeckt; an den Küsten wird die Hitze durch die
kühle Seeluft und regelmäßigen Seewinde gemildert. Reich sind fast
alle Provinzen an mancherlei Produkten. Wir finden hier alle unsre
Hausthiere schöner als bei uns, auch Kamele, die für die Handelskara¬
wanen ganz unentbehrlich sind, und Büffel; freilich auch die wildesten
reißendsten Thiere, als Baren, Schakals, Wölfe und Dianen und die
verheerenden großen Zugheufchrecken, die bisweilen zu Millionen sich
zeigen, deren wvlkenahnliche Züge ein dumpfes Brausen in der Luft er¬
regen und die, wo sie sich niederlassen, Baume kahl fressen und die
Pflanzen auf den Wiesen und Feldern bis auf die letzte Spur vertilgen.
Zwei andere Infecten sind dem Lande desto nützlicher, Bienen und Sei¬
denraupen, deren Zucht sehr stark getrieben wird. Der fruchtbare Bo¬
den bringt viel Getreide, Reis, Südfrüchte, wein, Baumwolle,
Mohn, aus dessen Safte Opium bereitet wird, und Safran, hervor und
die Waldungen enthalten unter anderen Forstbaumen Eichen, auf deren
Blattern sich die besten Gallapfel, ein Geschwulst, der durch den Stich
mehrer Wespenarten entsteht und in der Färberei und zur schwarzen
Lince gebraucht wird, finden. In den Wüsten ersetzen die Bewohner
den Mangel des Holzes durch Knochen und getrockneten Mist. Das Mi¬
neralreich liefert fast alle edle und unedle Metalle, besonders Eisen
und Rupfer, Marmor, Salz, Alaun u. a. Zu den Uebeln dieses
Landes gehören Erdbeben, Pest, welche in volkreichen Städten oft Tau¬
sende Hinwegraft, und in den Wüsten tödtlichc winde. Die E. sind
von gar verschiedenen Nationen: Griechen, Armenier, Raukasier,
Syrer, Araber, Turkmanen, Rurden, Drusen, Inden und, die
Beherrscher des ganzen Landes, Türken. Die herrschende Religion ist
die Muhamedanische; doch leben auch außer ganzen Christlichen Völker¬
schaften zahlreiche Christen und Juden in allen Provinzen, müssen sich
aber größtentheils harten Druck und schimpfliche Behandlung gefallen
lassen. Die Zahl der E. laßt sich wegen der schlechten Ordnung in der
Staatsverwaltung nicht einmal bei einzelnen Städten, viel weniger noch
im ganzen Lande angeben; gewöhnlich schätzt man sie zu 10 bis »2 Mil¬
lionen; es können aber auch eben so gut nur 8 oder auch ik Millionen
sein. Diese Ungewißheit in Hinsicht der Vvlkszahl finden wir bei allen
Völkern, die nicht Europäische Regicrungsform' haben; denn da man