2. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1640—1688). 125
Kriegsbereitschaft. Darum hat er das geschaffene Heer auch in Friedens¬
zeiten später nicht aufgelöst.
Das Heer sicherte dem Kurfürsten wenigstens die festen Plätze
seines Landes. Um die Grenzen gegen neue Überflutung zu schirmen,
war es freilich noch zu schwach. Deshalb schloß er mit den Schweden
einen Waffenstillstand. Nun konnten die Bewohner Landbau und
Gewerbe wieder aufnehmen. Mit dem eingeheimsten Segen des Feldes
begannen die Regungen frischen Lebens. Sowie aber die Kraft des
Landes erstarkte, war Friedrich Wilhelm auf fortgesetzte Vermehrung
seines Heeres bedacht.
Der berühmteste General des Kurfürsten wurde in der Folgezeit Georg
von Derfflinger. Er war von Geburt Österreicher und stammte aus
einer unbemittelten Familie. Schon mit sechszehn Jahren wurde er Soldat
und stieg infolge seiner Tapferkeit und Klugheit von Stufe zu Stufe. Gegen
Ende des Dreißigjährigen Krieges verließ er die schwedischen Dienste, in
welchen er es bis zum Generalmajor gebracht hatte, und ließ sich in der
Mark als Rittergutsbesitzer nieder. Später trat er in das Heer des Kur¬
fürsten,- hier stieg Derfflinger bis zum General-Feldmarschall und wurde in
den Reichsfreiherrnstand erhoben.
Westfälischer Frieden (1648). Das vergrößerte Heer gab dem Kur¬
fürsten bei den 1644 begonnenen Friedensverhandlungen ein erhöhtes
Ansehen. Wenn es ihm auch nicht gelang, seinen Erbanfpruch auf
Pommern ganz durchzusetzen, so erhielt er doch für den ihm entzogenen
Teil dieses Landes in den ihm überwiesenen ehemals geistlichen Gebieten
genügenden Ersatz. (S. 106). Sie erwiesen sich in der Folgezeit als
wichtige Stützpunkte für die weitere Ausbreitung der brandenburgisch-
preußischen Herrschaft nach dem Rheine hin. An Landbesitz schon bei
Beginn des Krieges alle kurfürstlichen Häuser überragend, stand Hohen-
zollern nunmehr auch an Macht nur dem Kaiserhause nach.
b) Schwedisch-polnischer Krieg (1655—1660).
Die Königin Christine von Schweden legte 1654 die Krone nieder
und trat zum Katholizismus über. Ein Herzog von Pfalz-Zweibrücken,
ein Schwestersohn Gustav Adolfs, bestieg als Karl X. den schwedischen
Thron. Da erneuerte der polnische König Johann Kasimir, das
Haupt der älteren Linie des schwedischen Königshauses Wasa, die An¬
sprüche auf das nordische Reich, die bereits sein Vater gegen Gustav
Adolf geltend zu machen versucht hatte. Karl X., begierig nach Ruhm
und Eroberungen, begann deshalb 1655 den Krieg mit Polen, indem 1655
er von Vorpommern aus durch Brandenburg ein Heer in Polen ein¬
rücken ließ.
Brandenburg im Bunde mit Schweden. Friedrich Wilhelm erkannte,
daß er bei dem Kampfe der beiden großen Nachbarn, von denen der